Aktuelles (2012-2016)
der Deutschen Muslim Liga
Grußbotschaft von Landesbischof Gerhard Ulrich zum Ramadan 2016
Und der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein und der Ertrag der Gerechtigkeit wird
ewige Stille und Sicherheit sein (Jesaja 32,17)
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Verantwortliche in den muslimischen Gemeinschaften,
liebe muslimische Gläubige!
Mit einem Wort des Propheten Jesaja aus unserer biblischen Tradition grüße ich Sie zum Festmonat Ramadan, der in diesen Tagen beginnt. Ich wünsche Ihnen auch im Namen der Gemeinden unserer
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, im Namen meiner Mitbischöfe und der Kirchenleitung eine erfüllte Zeit des Fastens, des Gebets und der Koranlektüre. Mögen Sie diese Wochen
stärken - in Ihren Familien und Gemeinden in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern und in der Verbundenheit der weltweiten Gemeinschaft der Muslime, stärken im Glauben an den
einen Gott, der uns alle geschaffen hat, erhält und unserem Ziel entgegenführt.
Ich bin dankbar, dass Sie in diesen Wochen immer wieder Geistliche unserer Kirche und viele Mitglieder unserer Kirchengemeinden zum Fastenbrechen und zum Austausch einladen und so die bestehenden
vertrauensvollen Beziehungen weiter vertiefen. (...)
Unser Bruder
Abdullah Borek
ist zu seinemSchöpfer
zurückgegehrt
إِنَّا للهِ وَإِنَّـا إِلَيْهِ رَاجِعونَ
"Wir gehören Allah, und zu Ihm kehren wir zurück." (Koran 2:156)
Heute erschüttert uns die traurige Nachricht, dass unser
geschätzter Bruder Abdullah Borek in der letzten Nacht verstorben ist.
Möge Allah, der Erhabene, sich seiner Seele annehmen
und ihn in Seine Barmherzigkeit einschließen!
Abdullah Borek war 1990 bis 1996 Vorsitzender und bis 2002 stellvertretender Vorsitzender der DML und seit 2006 ihr
Imam.
Er trat bereits 1956 zum Islam über. Er war Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Bahrain und erhielt 1998 das Bundesverdienstkreuz.
Die Beisetzung fand in Celle statt.
IN ERINNERUNG
Moschee-Führung
mit Abdullah Borek
"Eine Moschee-Führung mit Abdullah Leonhard Borek durch das "Ahmed Al Fateh" Zentrum in Bahrain."
IN ERINNERUNG EIN INTERVIEW VON 2014
Unser langjähriges DML-Mitglied Herr Abdullah Leonhard Borek im Interview mit Eren Güvercin mit dem Titel: „Warum Theologen einen Taxiführerschein machen sollten“
Ein Gespräch mit dem deutschen Muslim Abdullah Borek, der bereits 1956 mit 20 Jahren Muslim wurde, über den organisierten Islam, die Etablierung der Islamischen Theologie an deutschen Universitäten, die Megalomanie der ‘revolutionären Reformtheologen’ und warum Theologen auch einen Taxiführerschein machen sollten.
Die DML bedankt sich bei Herrn Güvercin für die freundliche Genehmigung des Abdrucks auf dieser Seite. Das Interiew findet sich im Original auf der Internetseite: http://erenguevercin.wordpress.com/2014/02/01/warum-theologen-einen-taxifuhrerschein-machen-sollten/
Warum Theologen einen Taxiführerschein machen sollten
Gespräch mit dem deutschen Muslim Abdullah Borek, der bereits 1956 mit 20 Jahren Muslim wurde, über den organisierten Islam, die Etablierung der Islamischen Theologie an deutschen Universitäten, die Megalomanie der ‘revolutionären Reformtheologen’ und warum Theologen auch einen Taxiführerschein machen sollten.
Herr Abdullah Borek, Sie waren 20 Jahre alt als Sie 1956 Muslim wurden. Sie engagieren sich für die Belange der Muslime von Anfang an, u.a. waren Sie Vorsitzender der Deutschen Muslim-Liga. Wie beobachten Sie als jemand, der die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte mitverfolgt, die Etablierung der Islamischen Theologie an Universitäten und den damit verbundenen Islamischen Religionsunterricht, der an immer mehr Schulen angeboten werden soll? Haben sich die langen Bemühungen der Muslime gelohnt, wenn wir uns jetzt das Ergebnis anschauen?
Abdullah Borek: Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, weil sich die Erwartungshaltungen auf allen Seiten im Laufe der Zeit stark verändert haben. Zu Anfang gab es keine besonderen Erwartungen, wohl aber die Hoffnung überall dort, wo Muslime lebten, eine Moschee oder wenigstens einen Gebetsraum zu haben. An islamischen Religionsunterricht hat damals (ich meine die Zeit vor Ankunft der Gastarbeiter aus islamischen Ländern und dann deren Familien) niemand gedacht, weil es kaum muslimische Kinder gab.
Es wäre naiv zu vermuten, dass der Etablierung der Islamischen Theologie an Universitäten und dem damit verbundenen Islamischen Religionsunterricht, der an immer mehr Schulen seitens des deutschen Staates angeboten wird, altruistische Motive zugrunde liegen. Im Zusammenhang mit dem zwar immer wieder bestrittenen Generalverdacht gegen Muslime als potentielle Terroristen und der Unterstellung, dass in den von Moscheen betriebenen Koranschulen schon Kinder entsprechend indoktriniert würden, will man dem durch einen islamischen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen entgegentreten.
Selbstverständlich haben sich die Muslime und deren Verbände um die Einführung des islamischen Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen jahrelang bemüht. Diese Bemühungen haben sich gelohnt allerdings im Lichte der obigen Ausführungen.
Wenn es um die christliche Theologie geht, wird auf die Einhaltung religionsverfassungsrechtlichen Vorgaben geachtet, im Falle der Muslime haben manche das Gefühl, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Hier geht es aber um ein sensibles Thema und hier wird die Basis gelegt, auf der zukünftig Religionslehrer und auch Imame ausgebildet werden, die eben in den Moscheegemeinden arbeiten sollen. Was wäre da Ihr Rat an die Vertreter eben dieser weit mehr als 2000 Moscheegemeinden? Man hat manchmal das Gefühl, dass bei dem einen oder anderen Verbandsvertreter Standhaftigkeit fehlt, auf die Einhaltung der religionsverfassungsrechtlichen Vorgaben zu pochen…
Borek: Man darf nicht außer Acht, dass der Rechtsstatus der mit Körperschaftsrechten ausgestatteten Religionsgemeinschaften ein anderer ist als der der muslimischen Verbände. Rechtlich gesehen sind sie nur Vereine wie Sportvereine oder Kegelclubs. Tatsächlich nimmt der Staat sie de facto als Religionsgemeinschaften wahr. Das ist jedoch ein Status der leider nicht eingefordert werden kann. Das liegt in erster Linie daran, dass die von den Muslimen gewählte Organisationsform nicht den Erforder-nissen des Religionsverfassungsgesetz entspricht. Deswegen bringt es nicht viel, wenn Verbandsvertreter auf die Einhaltung der religionsverfassungsrechtlichen Vorgaben pochen.
Die Frage stellt sich, ob das Religionsverfassungsgesetz noch den Erfordernissen von heute entspricht, weil es den Religionsgemeinschaften bestimmte Organisations-formen, die sich an den Kirchen orientieren, vorgibt. Hier erscheint eine Novellierung dringend erforderlich.
Derzeit werden Philosphen und Wissenschaftler aus anderen Fächern als Professoren für islamische Theologie berufen. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?
Borek: Diese Entwicklung ist bedauerlich und nicht zielführend. Wenn es darum geht die Studierenden für eine spätere Tätigkeit als islamische Religionslehrer bzw. Imame auszubilden, dann müssen entsprechende Fachleute aus den verschiedenen klassischen islamischen Disziplinen her. Leider gibt es diese nicht, die auch der deutschen Sprache auf akademischen Niveau mächtig sind. Man müsste sie “importieren” und über Zeitverträge (mit Übersetzern) anstellen bis es in Deutschland qualifizierte Universitätslehrer gibt. Für den Staat ergäbe sich dadurch aber ein Dilemma: Die direkte “Kontrolle” würde ihm entgleiten.
Welche Qualifikation müsste Ihrer Meinung nach ein muslimischer Theologe bringen? Wie sieht diese Qualifikation in islamischen Ländern wie Bahrein aus?
Borek: Die notwendige Qualifikation richtet sich nach der Aufgabe des Theologen (akademischer oder schulischer Bereich). Im akademischen Bereich sollte er durch ein ca. vierjähriges Studium an einem Scheriatskolleg qualifiziert sein und sich ggf. auf einen Masterstudiumgang vorbreiten. Um als muslimischer Religionslehrer an einer Schule (insbesondere Grundschule) tätig zu sein, bedarf es analog zu katholischen oder evangelischen Religionslehrern keines Volltheologen. Grundkenntnisse der arabischen Sprache sind hilfreich. Kenntnisse der Koranrezitation sind wünschenswert aber keine Bedingung.
In Saudi Arabien wird nur von einem Imam/Khatib ein theologisches Vollstudium verlangt, wenn er die Freitagspredigt hält. In Bahrain liegt die Verwaltung von Moscheen und die Anstellung von Imamen und Mu’adhins (Gebetsrufern) beim Ministerium für Justiz und Islamische Angelegenheiten. Dort gibt es je eine Abteilung für Sunniten und Schi’iten. Die schi’itischen Theologen/Prediger studieren entweder im Irak oder im Iran (Qum). Details sind mir allerdings nicht bekannt.
Bei den Sunniten bewirbt man sich als Imam oder Mu’adhin beim Ministerium und stellt sich einer Eignungsprüfung, die im Al Fatih Islamischen Zentrum (in dem ich tätig war) erfolgt. Es wird geprüft: der Gebetsruf (stimmlich) sowie die auswendige Beherrschung des 30. Teils des Korans (Sure 78 – 114 dschus ‘aama plus Sure 1 [Al Fatiha]) und dessen Rezitation. Dazu kommt ein allgemeines Grundwissen, z.B. die 5 Säulen und die 6 Glaubensstücke, rituelle Reinheit, Speisege- und verbote usw. usf. Wo und wie dieses Wissen erworben wurde steht nicht im Vordergrund. Die Imame/Prediger in den großen Moscheen sind entweder im Schuldienst (auch Universität), als Richter tätig oder arbeiten im Ministerium für Justiz und Islamische Angelegenheiten und haben sämtlich ein abgeschlossenes Hochschulstudium (oft auch ein Doktorat) vorzuweisen. Das Grundstudium (Islam) erfolgte in der Regel in Ägypten (Azhar), im Irak oder Syrien.
An dem Fall Khorchide in Münster scheiden sich momentan die Geister. Auf der einen Seite wird durch die Mainstreammedien die Islamische Theologie in Deutschland auf die Person Khorchide reduziert und das Bild kreiert: auf der einen Seite der ‘liberale Reformer’ Khorchide, auf der anderen Seite die konservativen, ewiggestrigen Radikalen. Sie haben lange in Bahrein gelebt, sind der arabischen Sprache mächtig und sind seit 2006 auch als Imam der DML tätig. Was ist Ihre Meinung zur ‘revolutionären Reformtheolgie’ des Soziologen Khorchide?
Borek: Ich bedauere, dass sich bei Mouhannad Khorchide die Vorstellung des Islams als einer akademischen Spielwiese aufdrängt. Es ist nach meinem Empfinden doch zumindest vermessen sich als “revolutionärer Reformtheologe” zu gerieren gepaart mit der Ambition den Islam ausgerechnet von Deutschland aus reformieren zu wollen. Da ist schon etwas Megalomanie und Selbüberschätzung im Spiel. Die Muslime mussten sich über mehrere Jahre mit Bassam Tibi und seinem “Euro-Islam” auseinandersetzen und jetzt das!
Bekanntlich genießen in Deutschland Professoren, Ärzte und Juristen traditionell ein hohes gesellschaftliches Ansehen. Unter Hinweis auf “Freiheit der Wissenschaft und Lehre” kommt es bei diesem Personenkreis (und natürlich auch anderen) gelegentlich zu intellektuellen Verwerfungen wie in diesem Fall. Damit müssen wir eben leben. Mit Sicherheit steht und fällt der Islam in Deutschland nicht mit Mouhannad Khorchide und dem Institut an der Universität Münster.
Das Gutachten des KRM kritisiert nicht nur die Methodik des Soziologen Khorchides, sondern auch dass er ” ideologisch begründete Selektion der göttlichen Botschaft” vornimmt. Unterstützen Sie als Imam der Deutschen Muslim-Liga das Gutachten des KRM?
Borek: Ich kann dazu nur meine eigene Meinung beitragen und nicht offiziell für die Deutsche Muslim-Liga sprechen, da ich kein Vorstandsmitglied bin. Das Gutachten des KRM verstehe ich und stimme zu, dass Khorchide selektiv aus dem Koran zitiert und zwar auf eine Weise, die seine vorgefasste Meinung stützt.
Andererseits vernebelt ein solch umfängliches Dokument, dessen Inhalt sich eigentlich nur einem Fachpublikum erschließt, das eigentliche Problem.
In Münster wie auch in den anderen Zentren sollen islamische Religionslehrer und auch Imame ausgebildet werden. Diese werden nur dann von der muslimischen Community akzeptiert werden, wenn sie auf dem Boden der herkömmlich definierten Orthodoxie stehen und zwar so wie sie von den Betroffenen wahrgenommen wird. Für einen “Reformislam” ist das nicht der richtige Ort. In dieser Hinsicht wird Khorchide der ihm übertragenen Aufgabe anscheinend nicht gerecht. Der Einwand, die Lehrinhalte müssten sich ja nicht mit den in seinen Büchern vertretenen Thesen decken, ist wenig überzeugend.
Entwicklungen dieser Art müssen kritisch begleitet werden, nicht zuletzt um das Entstehen eines wie auch immer gearteten Staatsislams im Zuge der universitären Ausbildung zu verhindern und dem weltanschaulich neutralen Staat, der durch die Universitäten agiert, seine Grenzen im theologischen Bereich aufzuzeigen und jede Politisierung der Theologie durch die Hintertür zu verhindern.
Hinter den Kulissen hört man die Gerüchte, die Universität Münster und die Politik spiele mit dem Gedanken, den Standort Münster ohne den Koordinationsrat der Muslime fortzuführen. Also eine Theologie ohne Bindung an die Moscheegemeinden, stattdessen ein sog. Beirat mit ‘unabhängigen Muslimen’. Was würde das für die Theologie bedeuten, die an solch einem Standort gelehrt werden würde?
Borek: Das kann die Universität Münster im Zusammenspiel mit “der Politik” natürlich machen, denn die Mitwirkung des KRM ist ja keine ‘condition sine qua non’, zumal der KRM keine juristische Person ist und deswegen dagegen gar nicht klagen könnte. Noch hat auch niemand den Begriff “unabhängiger Muslim” und dessen Qualifikation definiert. Die akademische Theologie findet an den Universitäten statt, dagegen beschäftigen sich die Moscheegemeinden mit der Praxis. Die Lebenserfahrung zeigt, dass die Mitglieder des KRM sich untereinander entzweien würden und die Universität Münster und Mouhannad Khorchide die “lachenden” Dritten wären.
Welche Konsequenzen müsste der KRM und die muslimische Basis daraus ziehen, dass ohne die Einbindung der Moscheegemeinden eine Theologie an staatlichen Universitäten etabliert wird? Es scheint, dass derzeit Fakten geschaffen werden und die Muslime als “Statisten” mitziehen müssen. Müssen die Muslime da wirklich mitziehen?
Borek: Die Muslime könnten eine Verweigerungshaltung einnehmen und die Verbände ihre Mitglieder vor der Einstellung von Absolventen aus Münster warnen. Ggf. sollten Absolventen aus Münster von einem durch die Verbände berufenem Gremium überprüft werden. Eine derartige Blockadehaltung könnte sich aber auch gegen die Verbände wenden. Meine Empfehlung wäre konstruktiv zu reagieren – suaviter in modo, fortiter in re. Schließlich wollen die Muslime islamische Religionslehrer und auch hier ausgebildete Imame, die mit dem gesellschaftlichen Umfeld in Deutschland vertraut sind.
Die Kirchen haben neben den Lehrstühlen an den staatlichen Universitäten zahlreiche private Einrichtungen wie Hochschulen, Akademien usw. Müssten die Muslime nicht allmählich damit beginnen, ihre eigenen Strukturen aufzubauen?
Borek: Daran hätten die Muslime schon längst denken müssen. Es sagt sich natürlich leichter als getan. Der KRM hat keine regelmäßigen Einnahmen um derartige Projekte finanzieren zu können und vor allem besitzt er auch (noch) nicht die Voraussetzungen um eine staatliche Erlaubnis zum Betreiben solcher Einrichtungen zu erlangen. Ich könnte mir vorstellen, dass eine gemeinnützige Stiftung ein geeigneter Träger wäre.
Sie zählen ja “zur alten Schule” des Islam in Deutschland. Könnten Sie zum Abschluss den vielen muslimischen Studierenden bestimmte Empfehlungen mit auf dem Weg ihrer theologischen Laufbahn geben?
Borek: Ich möchte den Enthusiasmus der Studierenden keinesfalls dämpfen. Unter ihnen gibt es viel Talent, vor allem unter den weiblichen Studierenden. Es ist wichtig, dass das Kopftuchverbot für Lehrerinnen zu Fall gebracht wird, damit sie ins Lehramt einsteigen können. Der islamische Religionsunterricht ist schon da und damit auch der Bedarf an Lehrkräften. Kritischer sehe ich die Aussichten für Imame. Solange z.B. DITIB Imame aus der Türkei entsendet, die neuerdings einen deutschen Sprachkursus absolvieren, wird sich das Jobangebot in Grenzen halten. Für die kleineren Moscheegemeinden ist ein Vollzeit-Imam finanziell kaum zu verkraften. Ich entsinne mich der Empfehlung an Theologiestudenten auf jeden Fall einen Taxiführerschein zu erwerben um auf diese Weise ein ausreichendes Einkommen zu generieren.
IN ERINNERNUNG:
Abdullah Borek, Imam der Deutschen Muslim-Liga e.V. hielt an der Universität Osnabrück einen Vortrag über 50 Jahre Muslimisches Leben in Deutschland.
Zum erfolgreichen Semesterbeginn im IIT-Osnabrück mit Vorträgen, Mentoring- und Rahmenprogramm hielt auf Wunsch der Institutsleitung des Fachbereichs Islamische Theologie an der Universität Osnabrück Abdullah Borek, Imam der Deutschen Muslim-Liga e.V. einen Vortrag darüber wie die Situation in den 50er Jahren vor Ankunft der muslimischen Migranten war und wie sie sich in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat. Das Institut für Islamische Theologie eröffnete das Wintersemester 2013/14 am 18. Oktober 2013 feierlich im Botanischen Garten der Universität Osnabrück. Für das neue Semester haben sich 47 Studenten eingetragen.
Deutsche Muslim Liga vermachte den bibliothekarischen Nachlass ihres ehemaligen Vorsitzenden Muhammed Abdul Karim Grimm dem „Institut für islamische Theologie“ in Osnabrück
2009 verstarb Muhammed Abdul Karim Grimm, eine der prägendsten Persönlichkeiten des deutschsprachigen Islams in Deutschland. Er fand 1954 zum Islam und prägte seitdem, später auch zusammen mit seiner Ehefrau Fatima, den innerreligiösen Austausch und das Muslimische Leben in Deutschland. Dies tat er immer auch als Vertreter der ältesten Deutschen Muslimischen Vertretung, der Deutschen Muslim Liga (DML), die bereits im Jahr 1949 gegründet wurde.
Hier der Link zur Nachricht:
http://www.islamische-theologie.uni-osnabrueck.de/presse/pressemitteilungen.html#c15681
Was der einstige ägyptische Präsident Anwar el-Sadat mich über die drei Weltreligionen lehrte, Wir haben die gleichen Propheten
(Bild rechts: Deutsche Botschaft Kairo)
Unser DML-Mitglied Peter Schütt erinnert sich an seine persönlichen Begegnungen mit dem verstorbenen Altkanzler Helmut Schmidt.
UM DES LIEBEN FRIEDENS WILLEN -
ERINNERUNGEN AN HELMUT SCHMIDT
Hamburg, den 11.11.2015
Heute Nachmittag habe ich mich in der ZEIT-Redaktion am Hamburger Speersort
in das Kondolenzbuch für den gestern verstorbenen Altbundeskanzler Helmut Schmidt eingetragen. Ich habe geschrieben:
„Helmut Schmidt hat mit seiner Friedens- und Entspannungspolitik Geschichte ge-
schrieben. Sein Beitrag zur Entschärfung des West-Ost-Konfliktes und zum Aufbau
eines Vertragssystems zur kollektiven Sicherheit für Europa bleibt ein Vorbild für
alle Versuche zur Lösung der aktuellen Krisen und Kriege im Nahen und Mittleren
Osten. Obwohl er selber nicht fromm war, hat er sich stets und pragmatisch für die Gleichberechtigung aller Religionen und für die Verständigung zwischen Juden, Christen und Muslimen eingesetzt. Gott sei seiner Seele gnädig!“
Persönlich bin Helmut Schmidt einige Male begegnet. Das erste Mal an einem
stürmischen und regennassen Abend im Oktober 1962 während der Spiegel-Affäre.
Am Vortag waren Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein zusammen mit seinen Kollegen Ahlers und Jakobi wegen angeblichen Landesverrats verhaftet worden.
Der Sozialistische Studentenbund (SDS) hatte zu einer Protestkundgebung vor dem
Hauptgebäude der Universität aufgerufen. Wir waren ein kleines verzagtes Häuflein,
aber plötzlich erschien Helmut Schmidt, damals sturmfluterprobter Innensenator,
auf der Bühne, nahm eine Flüstertüte zur Hand und hielt eine kraftvolle Rede. An-
gefeuert von ihm, marschierten wir unter Umgehung der Bannmeile von der Uni-
versität bis vor das Tor des Untersuchungsgefängnisses am Holstenglacis und riefen laut, zusammen mit unserem Volkstribunen, „Freiheit für Augstein“. Wir waren nicht eben viele, und zum Abschied drückte Helmut Schmidt jedem einzelnen von uns die Hand und klopfte uns auf die Schulter.
Zehn Jahre später war „Schmidt-Schnauze“ Bundesverteidigungsminster in Bonn.
Ich war Anfang der Siebzigerjahre Bundestagskandidat der DKP, der Deutschen
Kommunistischen Partei, im Wahlkreis Hamburg-Nord, und auf mehreren Wahlforen
sass ich zusammen mit ihm auf dem Podium. Er hat mich nie geschont, er hat mich
hart angepackt, aber im Gegensatz zu anderen Politikern hat er mich nie missachtet
oder lächerlich gemacht, sondern mich als politischen Gegner ernst genommen und
sich sachlich und mit hanseatischer Fairness mit meinen Argumenten auseinander gesetzt. Für große Heiterkeit sorgte er einmal während einer Kandidatenbefragung im Langenhorner Bürgerhaus fast vor seiner eigenen Haustür. Schmunzelnd meinte er: „Sie sind sicher nicht Ulbrichts Lautsprecher, Sie sind eher sein Leisetreter!“
Allergrößten Respekt vor dem ach-so-kalten Krieger Schmidt bekam ich im Mai 1978. Damals besuchte der sowjetische Partei- und Staatschef Leonid Breschnew
die Bundesrepublik. Als ortsansässiges Mitglied des DKP-Parteivorstandes hatte ich
die zweifelhafte Ehre, den Staatsgast in der Gedenkstätte für den von den Nazis ermordeten Kommunistenführer Ernst Thälmann in Eppendorf zu begrüßen. Ich war von seinem bloßen Anblick entsetzt.
Breschnew war so gebrechlich, dass er von zwei Männern in den Ausstellungsraum getragen werden musste. Seine Hand zitterte so sehr, dass er nicht in der Lage war, ohne die Federführung seines Leibwächters seine Unterschrift unter den vorgefertigten Eintrag ins Gästebuch zu setzen. Vor seinem Besuch in der Gedenkstelle hatte der greise Staatsmann mit dem Bundeskanzler politische Gespräche geführt und danach sogar nicht in einem Hospiz, sondern im Hause von Loki und Helmut Schmidt übernachtet.
Ich fragte den Genossen Valentin Falin, den sowjetischen Botschafter in Bonn, der Breschnew begleitete, wie man sich eine solche Beherbergigung vorstellen könnte. Falin, den ich so gut kannte, dass ich mit ihm auch persönlich reden konnte, antwortete mit einem überschwänglichen Lob auf die Gastfreundschaft des Ehepaares Schmidt: „Die beiden sind so einfühlsam, so umsichtig und so rücksichtsvoll, dass sie auch eine solche heikle Aufgabe meistern können.“ Wie schaffen die das?, wollte ich wissen, und mein Gewährsmann meinte lakonisch: „Wie sagt man im Deutschen: um des lieben Friedens Willen!“
Ein letztes Mal bin ich Helmut Schmidt persönlich Mitte der Neunzigerjahre begegnet. Es war ein kalter Winter, und die Alster war mehrere Wochen lang zugefroren. Inzwischen hatte ich mich zum Islam bekannt und schlidderte über das
Alstereis, um auf diesem Weg schnell zum Freitagsgebet in die Blauen Moschee
zu kommen. Dabei lief ich den Spaziergängern Siegfried Lenz und Helmut Schmidt
fast in die Arme. Es war zu spät, um noch vor ihnen ein großen Bogen zu machen.
Ich begrüßte zuerst respektvoll meinen Schriftstellerkollegen und war dann un-
sicher, wie ich seinem Begleiter gegenübertreten sollte. Doch Siegfried Lenz stellte
mich, ohne zu zögern, als seinen Kollegen und Freund vor. Der Altkanzler erkannte
mich wieder und fragte mich schmunzelnd: „Waren Sie nicht früher Kommunist?“
Das war ich! „Und was sind Sie jetzt?“ wollte er wissen. Jetzt bin ich Muslim. Schmidt lachte übers ganze Gesicht. „Das sieht Ihnen ähnlich. Von Moskau nach Mekka ist gar nicht so weit, wie man denkt. Beten Sie ruhig für mich. Schaden kann
es ja nicht!“
PETER SCHÜTT
Erinnerung an das Massaker von Srebrenica zum 20. Jahrestag
Aufruf der Deutschen Muslim Liga e.V. zur Teilnahme an den Kundgebungen der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland zum 20. Jahrestag des Völkermordes von Srebrenica
am Samstag Trauermärsche in Dortmund, Hamburg, Stuttgart, München
An diesem Samstag ist der 20. Jahrestag des Völkermordes von Srebrenica.
Mindestens 8372 bosnische Muslime wurden bei der Eroberung der UN-Schutzzone Srebrenica - beginnend mit dem 11. Juli 1995 - ermordet. Die UN und der Internationale Gerichtshof haben das Massaker eindeutig als Völkermord bzw.Genozid deklariert.
In Gedenken an die Opfer und ihre Familien veranstalten unsere Brüder und Schwestern der Bosniaken in Deutschland eine Reihe von Kundgebungen und Märschen. So zum Beispiel in Dortmund, Hamburg, München und Stuttgart (siehe Flyer unten oder hier).
Wir rufen alle Mitglieder und Freunde der Deutschen Muslim Liga dazu auf, bei diesem so wichtigen Gedenken an der Seite unserer bosnischen Geschwister zu stehen und teilzunehmen.
Never forget!
Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, wird am Samstag bei der Zentralveranstaltung zum Jahrestag des Völkermordes an den muslimischen
Bosniern um 17.00 in München (Karlsplatz) sprechen. Nähere Infos unter: http://zentralrat.de/6451.php
"Der Völkermord an europäischen Muslimen in Srebrenica vor 20 Jahren ist das größte Massaker in der westlichen Welt seit dem Zweiten Weltkrieg."
Die Organisatoren aller Bosnischen Gemeinden in NRW, bitten alle Teilnehmer zum Schweigemarsch in Dortmund am Samstag, den 11.07.2015, um 14:45 Uhr, mit einem weißen Oberteil
(T-Shirt, Hemd, usw.) und einer Lilie in der Hand zu erscheinen!
Das weiße Oberteil soll an die unschuldigen Opfer in Srebrenica erinnern, und mit der Lilie drücken wir unser Beileid aus, an die Hinterbliebenen Familienmitglieder, die hauptsächlich aus Frauen und Kinder bestehen.
Als Gastredner in Dortmund werden Herr Guntram Schneider, Minister für Arbeit, Soziales und Intergration in NRW sowie der Grossmufti der Bosniaken in Deutschland Herr Pašo ef. Fetić und weitere Gäste erwartet.
Die bundesweiten Gedenkveranstal-tungen werden organisiert durch die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland (IGBD).
Die Justiz ist blind, und nicht doof - Ein Zwischenruf der DML:
Liebe Freunde der DML,
der Possenreißer Dieter Nuhr musste vor dem Landesgericht in Stuttgart eine rechtliche Niederlage einstecken, darüber wurde vor kurzem im Internet breit berichtet. Er hatte dagegen geklagt, von dem Osnabrücker Erkan Tokar als „Hassprediger“ bezeichnet zu werden. So viel zum Meinungsfreiheits -Verständnis dieser Witzfigur des deutschen Komödiantentums, wenn diese seine eigene Person betrifft.
Aber fällt euch bei den nachfolgenden Schlagzeilen etwas auf? In jeder Schlagzeile taucht das Wort „Muslim“auf. Warum eigentlich? Die Verfasser dieser Schlagzeilen beabsichtigen damit Muslime exklusiv und negativ zu markieren, oder wollen sie damit nicht suggerieren, dass es Hassprediger nur unter Muslimen zu geben hat, und dass der Begriff Hassprediger nur in/mit einem muslimischen Zusammenhang verwendet werden darf?
Dem Leser soll das Bild vom BÖSEN Muslim vermittelt werden, der die unverfrorene Frechheit besitzt, sein Recht in "unserem" Deutschland in Anspruch zu nehmen. Darf der das überhaupt??? Das erinnert uns bei der DML ein wenig an den ehemaligen Innenminister Otto Schily (und andere seines Schlages), der vor einigen Jahren Frau Ludin und Frau Alzayed vorwarf, dass sie mit der Inanspruchnahme ihrer Rechte ihre angeblich extremistische Grundhaltung belegen. Liest man die nachfolgenden Überschriften, dann kann man eigentlich nur sagen: Nachtigall ick hör dir trapsen! Upps, darf man als Muslim sich dieses deutschen Sprichworts überhaupt bedienen oder missbraucht man als Muslim damit das deutsche Kulturgut? Ach, egal + wurscht!
Eure DML
Hier eine ausgewählte Zusammenstellung der relevanten Schlagzeilen:
Gerichtsurteil : Muslim Toka darf Dieter Nuhr einen "Hassprediger" nennen
tagesspiegel
Dieter Nuhr darf laut Gericht von Muslim "Hassprediger" genannt werden
STERN
Streit um Islamkritik: Urteil: Muslim darf Dieter Nuhr einen „Hassprediger“ nennen
FOCUS Online
Urteil: Muslim darf Dieter Nuhr weiter "Hassprediger" nennen
Derwesten.de
Meinungsfreiheit: Muslim darf Nuhr als "Hassprediger" bezeichnen
DIE WELT
Gericht entscheidet | Moslem darf Dieter Nuhr „Hassprediger“ nennen
BILD
Kabarettist klagt gegen Muslim: Nuhr darf Hassprediger genannt werden
Stuttgarter Nachrichten
Muslim darf Dieter Nuhr „Hassprediger“ nennen
NOZ - Neue Osnabrücker Zeitung
Justiz: Muslim darf Dieter Nuhr als "Hassprediger" bezeichnen
Augsburger Allgemeine
Festvortrag von Prof. Dr. Tariq Ramadan zur 60-Jahr Feier der Deutschen Muslim Liga in Hamburg am 8. Februar 2015
60 Jahr-Feier der Deutschen Muslim Liga in Hamburg -
"Der Islam gehört zu Deutschland ... seit mindestens 60 Jahren!"
Am 8. Februar 2015 hat die Deutsche Muslim Liga mit zahlreichen Gästen ihren 60. Geburtstag in Hamburg gefeiert. Die DML wurde zwar bereits 1949 ins Leben gerufen, aber erst im Jahr 1954 in das Vereinsregister der Hansestadt Hamburg eingetragen. Zahlreiche aktive Mitglieder fanden sich in aus Anlass der Jubiläumsfeier in Hamburg ein. Am Vorabend der offiziellen Feierlichkeiten traf man sich im Hamburger Schauspielhaus im Restaurant "Theaterkeller" zu einem Dinner. Die sieben Vereinsgründer, allesamt deutsche Muslime, fanden sich vor über 60 Jahren in den selben Räumlichkeiten ein, um Muslimisches Leben im Nachkriegsdeutschland wieder zum Leben zu erwecken (das Gründungsprotokoll der DML ist hier im Flyer nachzulesen).
Das letzte noch lebende Gründungsmitglied, Scheich Baschir Ahmad Dultz, erinnerte und erzählte, gespickt mit vielen Anekdoten, über die Anfangstage der DML – der ältesten Vereinigung von Muslimen in Deutschland. Seitdem ist viel Wasser die Elbe und andere Flüsse hinunter geflossen, und Muslimisches Leben und Islam sind wieder fester Bestandteil Deutschlands geworden. Das Motto der Jubiläumsfeier lautete auch aus diesem Grund:“ Der Islam gehört zu Deutschland...seit mindestens 60 Jahren!“.
Oben eine kleine Bilderauswahl des inspirierenden Festvortrages bei der Deutschen
Muslim Liga von Prof. Dr. Tariq Ramadan (Fotos: Arne
List)
Am Vormittag des 8. Februar 2015 richtete die DML einen offiziellen Empfang aus, an dem Vertreter der Schura Hamburg, des Zentralrat der Muslime, der Leiter des Islamischen Zentrum Hamburg (IZH)
und weitere geladene Gäste anderer Religionsgemeinschaften, Gesellschaft und Politik teilnahmen. Vertreter der Stadt Hamburg ließen sich mit Verweis auf die Wahlen zum Senat entschuldigen und
richteten ihre Glückwünsche schriftlich aus. Uns erreichten auch Grußworte aus der Bundespolitik wie zum Beispiel von Sigmar Gabriel, Cem Özdemir, Christian Lindner, Aydan Özoğuz und
anderen.
Durch das Programm führte der langjährige Vorsitzende der DML Michael Pfaff und Schech Baschir Ahmad Dultz hielt vor den 70 geladenen Gästen in der Bibliothek des IZH einen informativen und lehrreichen Vortrag über die Entwicklung der DML in den vergangenen 60 Jahren. Abgerundet wurde die Veranstaltungen mit drei exzellent vorgetragenen Musikstücken des aus Afghanistan stammenden Konzertgitarristen Herr Nangialai Nashir.
Am Nachmittag hielt Professor Dr. Tariq Ramadan, Professor an der Universität Oxford für Zeitgenössische Islamstudien, einen eindrucksvollen Vortrag mit dem Thema „Aufgabe und Verantwortung des Muslims in Europa“ (Oben und hier auf dem DML Youtube-Kanal).
An dieser Stelle wollen wir uns ganz herzlich bei dem IZH und der Schura Hamburg für die außergewöhnliche Unterstützung bedanken, die man uns bei der Durchführung der Feierlichkeiten gewährt hat. Ihnen verdanken wir diese höchst erfolgreiche Jubiläumsfeier, an die wir uns noch lange erinnern werden.
09.02.2015 Die Deutsche Muslim-Liga feierte am 8. Februar ihr 60-jähriges Jubiläum. Ein Gespräch mit dem Vorsitzenden, Mohammed Belal El-Mogaddedi
„Eine besondere Verantwortung für den Islam“
(iz). Am 8. Februar feierte die Deutsche Muslim Liga e.V. (DML) ihr 60-jähriges Bestehen. Als älteste bestehende muslimische Einrichtung in Deutschland kann die DML als Beweis dafür gelten, dass der Islam schon lange zu Deutschland gehört. Lange war sie wegweisend bei der Selbstorganisation der hiesigen Community und spielte eine wichtige Rolle bei der Ausprägung einer einheimischen muslimischen Identität. Der Verein ist unter anderem auch dem Lebenswerk von Muslimen der ersten Stunde wie Fatima Grimm oder Mohammed Aman Hobohm verpflichtet. Anlässlich der gut besuchten Feierstunde in Hamburg sprach die IZ mit ihrem Vorsitzenden, Mohammed Belal El-Mogaddedi.
Das ganze Interview gibt es hier: http://www.islamische-zeitung.de/?id=18796#sthash.DYDzWnNb.dpuf
English flyer for the speech
of Prof. Dr. Tariq Ramadan
in Hamburg/Germany
8th February 2015
Fernseh-Interview des slowenischen Fernsehens
mit dem Vorsitzenden der Deutschen Muslim Liga
über Islamfeindlichkeit, Pegida und die Paris-Anschläge.
Hamburg: Treffen führender Vertreter der deutschen Muslimverbände
Etwa 200 Islamwissenschaftler und Imame aus ganz Deutschland haben am Sonnabend im Islamischen Zentrum in Hamburg über Extremismus diskutiert. Organisator der Veranstaltung ist die Schura, der Rat der Islamischen Gemeinschaften in Hamburg. Ayatollah Reza Ramezani, Leiter des Islamischen Zentrums Hamburg, kurz IZH, äußerte sich bei der Veranstaltung bestürzt über die Terrorakte in Paris. Das Thema der schon seit langem geplanten Konferenz, Extremismus als islamische und gesellschaftliche Herausforderung, war damit hochaktuell.
Belal El-Mogaddedi, Vorsitzender der Deutschen Muslim-Liga, sagte, jeder Muslim habe das Recht, sich über islamkritische und beleidigende Karikaturen zu ärgern. Im Rahmen der Gesetze dürfe er auch dagegen vorgehen. Die Presse- und Meinungsfreiheit sei aber fester Bestandteil einer offenen Gesellschaft. "Wir müssen das aushalten", sagte El-Mogaddedi.
Ich weigere mich! - Ein Zwischenruf
Kaum ein Tag vergeht, an dem Muslime nicht aufgefordert werden sich von X, Y oder Z zu distanzieren. Mal sind es die so genannten „Salafisten“, von denen Muslime Abstand nehmen sollen. Ein anderes Mal sind es irgendwelche obskure kriminelle Vereinigungen, getreu nach dem Motto, wo Islam draufsteht, muss Islam ja auch drin sein. Aktuell wird von einigen namhaften Kirchenvertretern und Politikern mit einem gewissen Hang zur Selbstgerechtigkeit die ISIS und Boko Haram vorwurfsvoll durch das muslimische Dorf getrieben und Distanzierung abverlangt.
Ich verweigere mich aber diesen von mir als Muslim erwarteten Distanzierungs-befehl Folge zu leisten, weil mir niemand etwas vorzuschreiben hat. Denn ich entscheide mich aus freien Stücken und in
Verantwortung vor meinem Schöpfer für oder gegen eine Sache, meinen Mund aufzumachen.
Ich weigere mich, in den Anhängern und Unterstützern krimineller Vereinigungen religiöse Brüder im Geiste sehen zu müssen, und die damit verbundene negativen Markierung meiner religiösen
Orientierung zu akzeptieren, nur weil diese Kriminellen zufälligerweise auch Muslime sind.
Ich weigere mich von etwas zu distanzieren, zu dem ich keine wie auch immer geartete Nähe verspüre, geschweige denn habe.
Ich weigere mich, diese Leute als „Dschihadisten“ zu bezeichnen. Ja, ich weigere mich ausdrücklich diesen höchst missverstandenen und in der arabischen Sprache gänzlich unüblichen Begriff
überhaupt auf sie anzuwenden, weil sie von nichts weiter entfernt sind als die Bemühung um die positive Charakterentwicklung des Menschen, den Dschihad, ein Streben, dass ich jeden Tag freiwillig
und demütig praktiziere und für das ich mich nicht schämen muss, egal wie sehr dieser Begriff in der Öffentlichkeit seitens interessierter Kreise umgedeutet und diskreditiert wird.
Ich weigere mich, diese Leute als „Islamisten“ zu bezeichnen, weil sie von nichts weiter entfernt sind als dem Islam, und egal wie oft sie mit diesem Begriff in den Medien beschrieben werden. Ich
weigere mich, das von dem so genannten IS kontrollierte Territorium mit einem den islamischen Geboten im Einklang stehendes „Kalifat“ anzusehen, egal wie oft sie selbst und andere es als solches
bezeichnen.
Ich weigere mich, dieses Gebilde als „Gottesstaat“ zu bezeichnen, weil es in meiner Religion nie ein Konzept eines Gottesstaat gegeben hat noch geben wird, egal wie oft dieser Denkweise im Zusammenhang mit meiner Religion Vorschub geleistet wird, um eine bereits verängstigte Allgemeinheit weiter in geistiger Verwirrung über Muslime und Islam zu halten.
Ich weigere mich, diese Leute als Fundamentalisten zu bezeichnen, weil sie von nichts weiter entfernt sind als den Fundamenten meiner Religion, egal wie oft sich so manch ein mediengeiler
Kulturmuslim oder manch eine mediengeile Kulturmuslimah daran versuchen, die Fundamente meiner Religion zu problematisieren und zu pathologisieren, nur um sich damit bei dem so genannten
politischen „Mainstream“ brav und leider auch sehr erfolgreich anzubiedern.
Ich weigere mich muslimische Dummschwätzer, die soviel mit Islam zu tun haben wie Gustav mit Gasthof, als authentische, seriöse Vertreter meiner Religion wahrnehmen zu müssen, egal wie stark sie
von den Medien und der Politik hofiert werden.
Ich weigere mich die Deutungshoheit über Islam, Dschihad oder Scharia muslimischen und nichtmuslimischen Dummschwätzern zu überlassen, denn ich weiß besser als sie, welch ausgezeichneter Inhalt und Botschaft diesen Begriffen inne wohnt.
Ich weigere mich, bestimmte Menschen als „Salafisten“ zu bezeichnen, weil sie von nichts weiter entfernt sind als den Altvorderen, den Ahl-ul-Salaf, egal wie oft sich bestimmte Personen mit
diesem Begriff zu schmücken versuchen und andere sich mittels der Nutzung dieser Begrifflichkeit in der Öffentlichkeit befleißigen, bereits die Frühzeit meiner Religion in Verruf zu bringen.
Ich weigere mich, den blasierten Politikern und selbst ernannten Experten in den Medien zuzustimmen, die aus den Begriffen Islam, Salafiten, Dschihad, Scharia negativ besetzte Kampfbegriffe
machen, um sich in der Öffentlichkeit auf Kosten meiner Religion zu profilieren.
Ich weigere mich, zu dieser oder irgendeiner anderen kriminellen Bande, die die Gebote meiner Religion mit Füßen treten, beschämt erklären zu müssen, denn jede Religion ächtet kriminelles
Handeln, dazu bedarf es keines Beweises.
Ich weigere mich, Auseinandersetzungen, Konflikte, Kriege und soziale Probleme zu muslimisieren oder zu islamisieren, nur weil Muslime daran beteiligt sind.
Ich weigere mich, einen Muslim als extrem, konservativ, reaktionär, orthodox, radikal brandmarken zu lassen, nur weil er als Bartträger einer prophetischen Tradition Folge leisten will.
Ich weigere mich, eine Muslimah als extrem, orthodox, radikal, rückwärtsgewandt, unterdrückt und als unaufgeklärt zu bezeichnen, nur weil sie sich an ein Bekleidungsgebot hält.
Ich weigere mich, Menschen aufgrund ihrer religiösen Ausrichtung zu kriminalisieren, zu diffamieren, zu liberalisieren und zu de-liberalisieren, zu modernisieren und zu de-modernisieren, oder zu
heroisieren und zu dämonisieren.
Ich weigere mich, mich von vollkommen gesetzestreuen Muslimen in diesem Land zu distanzieren, nur weil sie sich anders kleiden, verhalten und denken als ich, denn es kann nur zwei Kategorien von Menschen in diesem Land geben kann, nämlich diejenigen, die gesetzestreu sind, und diejenigen, die gegen geltendes Recht verstoßen.
Ich weigere mich, dieses blöde Spiel vom „Guten Muslim - Böser Muslim“ in irgendeiner Weise mitzumachen, denn ich will mich nicht dem (Un-)Geist der Zeit unterwerfen, auch weil die Bereitschaft
zu einem wahrhaftigen Austausch mit meiner Religion höchst selten gegeben ist.
Ich weigere mich, aufgrund meiner religiösen Praxis als diskussionsunfähig verunglimpft zu werden, nur weil potentielle Partner für einen Gedankenaustausch glauben, die Weisheit für sich gepachtet zu haben, und sie ihre schier unglaubliche Ignoranz auch noch mit Arroganz paaren.
Ich weigere mich zu akzeptieren, dass unter dem Deckmantel der so genannten Islamkritik gegen meine Religion und Geschwister in religiöser Überzeugung unwidersprochen gehetzt und Hass gepredigt
werden darf, nur weil einige Stimmungsmacher in ihrem geradezu atemberaubenden Größenwahn glauben, dass sie den Islam mittels ihrer vermeintlichen Aufgeklärtheit längst überholt
haben.
Ich weigere mich, aufgrund meines Muslim-Seins als inkompatibel mit der Moderne und dem technologischen Fortschritt angesehen zu werden, denn ich weiß um die grandiose Vergangenheit und das große
Potential der Muslime, das mich guter Dinge in die Zukunft gehen lässt.
Ich weigere mich, mit allem was sich in meinem gesellschaftlichen Umfeld entwickelt, per se einverstanden sein zu müssen, nur weil dies von mir so erwartet wird, denn nicht alles ist gut was um
mich herum in der Gesellschaft geschieht.
Ich weigere mich, das zu tun, wovon ich nicht überzeugt bin. Ich weigere mich einem Diktat zu unterwerfen und gegen meine Überzeugung zu handeln.
Ich weigere mich, mich qua Religionszugehörigkeit schuldig zu fühlen, denn ich habe keine Schuld auf mich geladen. Ich weigere mich, Tag ein und Tag aus für irgendeinem Bullshit in Verantwortung genommen zu werden und mich von diesem zu distanzieren, nur um meine Vertrauenswürdigkeit, meine Verlässlichkeit und Aufrichtigkeit als gesetzestreuer Bürger dieses Landes, der zufälligerweise Muslim ist, unter Beweis zu stellen.
Ich weigere mich, mich in eine Distanzierungsorgie zu ergehen, nur weil ich Muslim bin, denn ich verurteile Schändliches immer als Mensch, der ich bin, und als Mensch folge ich meinem inneren
Maßstab, der in meinem Fall durch meine Überzeugung, meine Religion geprägt ist.
Als ein Muslim in Europa, stelle ich für mich folgendes fest: „Ich bin Muslim, und das ist gut so!“ Dies ist mein Lebensmotto bis heute gewesen, auch wenn ich es nie so schön hätte formulieren
können wie es Berlins noch Regierender Bürgermeister einst getan hat. Nach diesem Motto werde ich auch in Zukunft weiterhin mein Leben gestalten, ganz unabhängig von den Wahrnehmungen, die andere
vom Muslim-Sein und dem Islam in Deutschland haben. Dies ist nicht Ausdruck von Arroganz oder Selbstüberschätzung, diese Haltung ist Ausdruck eines selbstverständlichen Selbstbewusstseins, das
ich mit Millionen von Muslimen, hier in Deutschland
und europaweit teile.
„Ich bin Muslim und das ist gut so“ ist nicht nur de facto und de jure richtig, dieser Gedanke ist gleichzeitig Ausdruck einer Selbstverständlichkeit, die Religion nicht geografisch regionalisiert oder verortet. Muslime leben in Deutschland. Ich lebe in Deutschland. Eine Bringschuld meinerseits dies zu erklären oder gar zu rechtfertigen gibt es nicht. Nein, ich muss aufgrund meines Muslim-Seins keine Asche auf mein Haupt streuen. Punkt. Nein:Ausrufezeichen!
Als Muslim bin ich ein freier und frei denkender Bürger dieses Landes, der sich seinen Pflichten und seiner Rechte bewusst ist, Pflichten denen dieser Bürger nachkommt, und Rechten, die dieser
Bürger selbstverständlich in Anspruch nimmt, unteilbare Rechte die jeder und damit auch dieser Bürger verfassungsgemäß besitzt.
Als Muslim fordere ich die Gesellschaft gelegentlich heraus, warum eigentlich nicht? Und in der Tat werde ich die Gegenwart konstruktiv und positiv herausfordern, denn nur so kann ich als
Muslimischer Bürger die Zukunft mit aufbauen und mit gestalten, weil es in einer freien Gesellschaft immer um den Wettbewerb der Ideen geht. Diesem Wettstreit verweigere ich mich nämlich nicht,
und exakt das ist auch gut so.
M. Belal El-Mogaddedi
Januar 2015
Muslime verurteilen Anschlag von Paris in aller Form
Distanzieren sich muslimische Organisationen vom Terrorismus? Immer wieder provozieren Islamkritiker mit dieser Frage – dabei müssten sie doch einfach nur lesen. Ein Überblick: http://www.badische-zeitung.de/deutschland-1/muslimische-verbaende-verurteilen-terrorismus-in-aller-form--98514745.html
"Terrorismus gleich welcher Herkunft, religiöser oder politischer Couleur war, ist und bleibt un-islamisch. Diejenigen, die für sich in Anspruch nehmen den Islam und das Ansehen des Propheten Mohammad (Friede Sei Mit Ihm) zu verteidigen, indem sie mörderische Gewalt ausüben, das staatliche Gewaltmonopol missachten und Menschen umbringen, verraten den Ethos und die Ideale, Tugenden und Werte, die der Islam und sein Prophet lehren. Gegenüber Terroristen kann es nur eine Haltung geben: NULL TOLERANZ!", erklärt der Vorsitzende der Deutschen Muslim Liga, M. Belal El-Mogaddedi.
"Dies ist ein feindlicher und menschenverachtender Akt gegen unsere freie Gesellschaft", teilte der Zentralrat der Muslime in Deutschland mit. In keiner Religion gebe es auch nur einen Bruchteil einer Rechtfertigung für solche Taten, sagte der Zentralratsvorsitzende Aiman Mazyek. "Heute wurde nicht unser Prophet gerächt, sondern unser Glaube verraten und unsere muslimischen Werte in den tiefsten Dreck gezogen."
Aufruf der Muslime aus Verbänden, Zivilgesellschaft und Politik zur Mahnwache für ein
„Weltoffenes und tolerantes Deutschland und für Meinungs- und Religionsfreiheit"
Pariser Platz (Brandenburger Tor) am 13.01.2015 um 18.00 Uhr!
Wir werden es nicht zulassen, dass unsere Gesellschaft von Extremisten, die nur das Ziel haben, Hass und Zwietracht zu stiften, auseinandergerissen wird. Wer jetzt noch rassistische und islamfeindliche Parolen ausgibt, stärkt die Scharfmacher, Brandstifter und Terroristen. Dagegen müssen wir als Nichtmuslime und Muslime stärker als bisher und gerade in diesen Zeiten in der Mitte der Gesellschaft für die Demokratie zusammenstehen und Gesicht zeigen. http://zentralrat.de/26003.php
Mohammed Aman (Herbert) Hobohm geb. 22.10.1926 in Hötensleben bei Helmstedt, gestorben am 28.10.2014.
Wir trauern um einen herausragenden Bruder, Freund und Ehrenmitglied der Deutschen Muslim-Liga.
Unser tiefstes Beileid drücken wir seiner Witwe, seinen beiden Kindern und seiner ganzen Familie gegenüber aus. Möge Allah (swt) Mohammad Amans Seele gnädig sein.“
(Foto: privat)
Mohammed Aman (Herbert) Hobohm war deutscher Diplomat, Träger des Bundesverdienstkreuzes und von 1995 bis 2006 stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD). Er trat 1939 im Alter von 13 Jahren zum Islam über. Während des Zweiten Weltkriegs diente er in der deutschen Kriegsmarine auf einem Zerstörer, zuletzt im Rang eines Fähnrichs.
Von 1949 bis 1954 war er Imam der Wilmersdorfer Moschee und Vorsitzender der „Deutsch-Moslemischen Gemeinde“ in Berlin.
Er war tätig als Kultur- und zeitweilig Wirtschaftsattaché an den deutschen Botschaften in Karatschi, Rawalpindi (Islamabad), Mogadischu, Colombo, London und Riad, sowie Leiter der Zweigstelle des Goethe-Instituts in Bandung.
Von 1995 bis 2002 war er Geschäftsführer der König-Fahd-Akademie in Bad Godesberg.
إِنَّا لِلَّهِ وَإِنَّا إِلَيْهِ رَاجِعُونَ
"Wir gehören Allah und zu Ihm kehren wir zurück.“ (Sure 2/156)
18.09.2014 Islamische Zeitung Interview:
DML stellv. Vorsitzender Mohammed Belal El-Mogaddedi reflektiert über Extremismus und Distanzierungsversuche
„Die Diskussion wird verengt geführt“
„Viel wichtiger ist jedoch, wie wir Muslime in der Zukunft als integraler Teil Deutschlands nach innen und in Kooperation mit unseren Partnern in der Politik nach außen
den Herausforderungen der unterschiedlichen Facetten des Extremismus begegnen.“
(iz). Morgen, den 19. September, findet eine bundesweite Aktion der muslimischen Mehrheitsverbände statt, auf der unzählige Gemeinden Stellung gegen Extremismus und Radikalismus seitens von
Muslimen beziehen werden. Neben vielen Moscheen finden in acht Schwerpunnktorten auch Kundgebungen mit hochrangigen öffentlichen Vertretern statt.
Hierzu sprachen wir mit Mohammed Belal El-Mogaddedi, dem Vorsitzenden der Deutschen Muslim Liga e.v. Der traditionsreiche Verein ist die älteste muslimische Vereinigung Deutschlands. Als Mitglied
des Zentralrats der Muslime in Deutschland e.V. begrüßt seine Einrichtung die Aktion. El-Mogaddedi sieht aber Bedarf für wesentlich langfristigere und nachhaltigere Maßnahme und Projekte.
Islamische Zeitung: Lieber Belal El-Mogaddedi, wie haben Sie und Ihr traditionsreicher Verein die Diskussion um die Frage nach Radikalisierung und Extremismus wahrgenommen?
Mohammed Belal El-Mogaddedi: Die DML ist ja aufgrund ihrer Gründung im Jahr 1952 die älteste Vereinigung von Muslimen in Deutschland und hat so ziemlich alle Höhen und
Tiefen des interreligiösen Lebens hierzulande miterlebt.
Die Diskussion in der Öffentlichkeit über Radikalisierung und Extremismus wird verengt geführt und leider ausschließlich auf die hier lebenden deutschen Muslime reduziert. Doch dieses Phänomen
ist eine gesamtgesellschaftliche Problematik, die nicht exklusiv auf eine bestimmte religiöse Gruppe projiziert werden darf, wie die jahrelange Mord- und Verbrechensserie der rassistisch,
fremdenfeindlich und faschistoid ausgerichteten NSU belegt.
In jeder Gesellschaft gibt es einen kleinen Teil von Menschen mit einer Neigung zu einfachen Antworten auf komplexe Probleme und daraus resultierender Radikalisierung. Die Resultate der letzten
Europawahlen belegen dies, wie auch die Resultate der Landtagswahlen in Thüringen, Brandenburg und Sachsen. Heute verbirgt sich rechtsradikales Gedankengut längst nicht mehr nur unter einer
Glatze sondern auch schon einmal hinter einem Professorentitel.
Aktuell ist man schnell dabei Verbote gegen muslimische Extremisten auszusprechen, oder gar Kriege gegen diese zu führen. Beide Vorgehensweisen werden meines Erachtens mittel- und langfristig
nicht die gewünschten Ergebnisse produzieren, da man sich nicht mit den Ursachen der Radikalisierung auseinandersetzt.
Betrachten wir den sehr kleinen Anteil junger Muslime, die sich heute zu Dutzenden, auch aus Deutschland, im Grunde anti-islamischen Terror-Organisationen anschließen. Das sind zum größten Teil
junge Männer, die zunächst von einer idealisierten Vorstellung grenzenloser Gerechtigkeit ergriffen sind, und einer aus ihrer Sicht um sich greifenden Ungerechtigkeit Einhalt gebieten wollen,
lokal wie auch global, mit legalen wie auch illegalen und verbrecherischen Mitteln.
Auf die Motivationen und Gefühlslagen dieser jungen Menschen müssen wir als Gesellschaft Antworten finden, wenn wir diese jungen Menschen nicht aufgeben und wieder für uns gewinnen wollen. Das
ist aber ein langer und mühsamer Prozess, den wir nur gesamtgesellschaftlich als Christen, Muslime, Juden, Buddhisten, Hindus, Agnostiker oder Atheisten schaffen können. Ignorante
Schuldzuweisungen von außen, die vier Millionen Muslime in Sippenhaft für einige Wenige nehmen, befördern den anti-muslimischen Rassismus und helfen da überhaupt nicht weiter.
Die Erklärung eines „Krieges gegen Extremismus“ ist so ziemlich das Dümmste was man machen kann, schließlich hat der „Krieg gegen den Terror“ gegen Bin Laden und Kohorten erstens keinen Erfolg
gehabt und zweitens erst maßgeblich zur heutigen Situation geführt. Warum soll dieselbe fehlerhafte Strategie nun zum Beispiel gegen die Herrn Baghdadi und Kohorten funktionieren?
Islamische Zeitung: Wie wirkt die Aktion „Aufstehen …“ auf Sie? Ein sinnvoller Ansatz?
Mohammed Belal El-Mogaddedi: Diese Aktion ist nicht nur Ausdruck eines neuen muslimischen Selbstbewusstseins, sondern auch Ausdruck der Verantwortung des Muslim vor dem
Schöpfer, nämlich der Aufforderung Folge zu leisten: das Gute zu gebieten und das Schlechte abzulehnen. Und sie verfolgt aus meiner Sicht zwei Ziele: Ich bin damit vollkommen einverstanden, dass
unsere Moscheegemeinschaften in diese Aktion einbezogen sind, schließlich findet religiöses Leben nicht in einem Kaffeehaus statt. Durch die Einbeziehung der Moscheegemeinschaften in Deutschland
wird ein deutliches Signal in die Muslimischen Gemeinschaften hinein gesendet, dass der kriminelle Extremismus einiger weniger Muslime, nicht durch den Islam legitimiert werden kann. Und dass es
in der Verantwortung aller hier lebenden Muslime liegt, dem Missbrauch und der Instrumentalisierung des Islam die Stirn zu bieten.
Wir leben in einer nichtmuslimischen Mehrheitsgesellschaft, und wir leben in einer Zeit, in der starke Zeichen gesetzt werden müssen, damit das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher
Orientierung gelingen kann. Wir können uns nur des gegenseitigen Friedens versichern, wenn wir das auch hin und wieder klar und deutlich sagen.
Wir Muslime lernen von Kindesbeinen an, den Friedensgruß „Salaam“ auszusprechen. Ja, wir sind religiös dazu verpflichtet, diesen bei jeder Gelegenheit zumindest zu erwidern, wenn nicht sogar ihn
in seiner Qualität zu übertreffen, und das kann mit dieser Aktion des KRM durchaus gelingen. Mit dieser Aktion rufen Muslime „SALAAM“ in die Mehrheitsgesellschaft hinein. Kann es etwas
sinnvolleres geben, als einen Friedensgruß aufrichtig und ernsthaft auszusprechen?
Mit dieser Aktion setzen wir ein Zeichen des Friedens in die Mehrheitsgesellschaft hinein, sie ist unsere Lichterkette! Ich hoffe und erwarte, dass unsere Mitbürger in Deutschland das auch so
wahrnehmen, und sich von den verabscheuungswürdigen rechtsradikalen Extremisten, fremdenfeindlichen Hasspredigern und unsäglichen Schreibtischtätern in der Mehrheitsgesellschaft demonstrativ
abwenden, die den Muslimen bei jeder Initiative Täuschungsmanöver unterstellen. Wir Muslime wenden uns mit dieser Aktion demonstrativ ab von den wenigen Extremisten unter uns. Daran können sich
andere sehr gern ein Beispiel nehmen!
Islamische Zeitung: Nimmt die DML selbst teil?
Mohammed Belal El-Mogaddedi: Die DML ist Gründungsmitglied des Zentralrats der Muslime und begrüßt diese Aktion ausdrücklich. Mitglieder der DML haben zum Beispiel in
Hannover mit anderen Geschwistern vor mehr als zwei Jahren den Moscheenbund Hannover gegründet. Dieser Moscheenbund hat eine Presseerklärung herausgegeben, die diese Aktion unterstützt. Da unsere
Mitglieder bundesweit verstreut leben, unterstützen sie in ihren lokalen Moscheegemeinschaften diese Aktion.
Islamische Zeitung: Parallel sowie im Vorfeld wurde von einigen Muslimen auch Kritik laut an einer „Distanzierungswelle“. Müssen sich Muslime, die sich als deutsche Muslime begreifen
und gesetzestreu sind, trotzdem auf diese Weise distanzieren?
Mohammed Belal El-Mogaddedi: Auch ich bin kein großer Freund von Distanzierungsorgien, denn wir Muslime sollten uns nicht jeden Schuh anziehen lassen. Als Muslim muss ich
nicht für jeden Mist, den andere „Muslime“ irgendwo auf der Welt anrichten, gerade stehen. Niemand darf Muslime aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit für irgendwelche Verbrechen, die angeblich im
Namen des Islam begangen werden, in Haftung nehmen. Was für die Beurteilung von Verfehlungen von Christen und Juden gilt, gilt für Muslime gleichermaßen.
Für mich als Muslim ist es eine Selbstverständlichkeit, dass ich mich an das Recht und die Ordnung des Landes halte, in dem ich lebe, und ich weiß, dass die überwältigende Mehrheit meiner
Muslimischen Geschwister genauso denkt und sich auch so verhält. Diese selbstverständliche Gesetzestreue kann auch ab und an öffentlich demonstriert werden. Warum nicht.
„Zutiefst anti-islamisch ausgerichtet“
Viel wichtiger ist jedoch, wie wir Muslime in der Zukunft als integraler Teil Deutschlands nach innen und in Kooperation mit unseren Partnern in der Politik nach außen den
Herausforderungen der unterschiedlichen Facetten des Extremismus begegnen. Am kommenden Freitagmittag stehen wir zwar für alle sichtbar auf, aber am Samstagmorgen sollten wir wissen in welche
Richtung wir weitergehen wollen! Wenn es uns Muslimen mit dieser Aktion gelingt, mehr Muslime dazu zu motivieren sich für die Gesellschaft in der sie leben zu engagieren, dann haben wir bereits
viel erreicht.
Und lassen Sie mich bitte noch ein Wort zu den Verbänden sagen: Ich weiß, dass einige Muslime ein distanziertes Verhältnis zu den Muslimischen Verbänden haben, weil sie das Gefühl haben, von
diesen nicht mitgenommen zu werden;es herrscht so eine Art von Verbandsverdrossenheit. Doch diejenigen, die sich ehrenamtlich engagieren, für die Belange der Muslime einsetzen und nicht selten zu
Lasten ihres Privatlebens in den Verbänden aufreiben, sind auch nur Menschen, die auch Fehler machen.
Ich weiß aber aus Erfahrung, dass man mit konstruktiver Kritik und mit guten Ideen auch in den Verbänden auf Menschen mit offenen Ohren stößt. Die Verbände haben mit dieser aus meiner Sicht guten
Aktion den Muslimen in den Moscheen die Hand ausgestreckt. Jetzt liegt es an jedem einzelnen von uns, diese Hand zu ergreifen und nicht mehr loszulassen, damit wir gemeinsam unsere Zukunft in
diesem Land konstruktiv gestalten können.
Islamische Zeitung: Jenseits der Symbolpolitik, was wären Ihrer Meinung nach die besten Maßnahmen gegen Gewalt und Extremismus?
Eine für mich zentrale Lehre aus den Entwicklungen der letzten Jahre ist, dass wir das Potential, dass sich durch unsere Moscheen, Kulturzentren und Madrassahs bietet, viel stärker im islamischen
Eigeninteresse nutzen müssen. Es muss aber auch endlich Schluss damit sein, diese Einrichtungen durch die Politik oder Medien fortwährend pauschal zu dämonisieren.
Wir können der Krankheit des Extremismus nur mit der Vermittlung von solidem, islamologisch fundierten Wissen begegnen. Lehrstühle an den Universitäten mögen wichtig sein, doch die wenigen
fehlgeleiteten Extremisten in unseren Reihen, haben ihre Radikalisierung nicht im akademischen Zirkel erfahren, sondern auf der Straße, wo sie von kriminellen Rattenfängern abgefangen worden
sind.
Im Bereich Bildung sind wir Muslime besonders gefordert, nicht ständig auf den Staat zu warten, sondern selbst Initiative zu ergreifen, und uns zum Beispiel der großartigen Tradition des
Islamischen „Waqf“-Stiftungswesen zu erinnern. Wenn wir unsere Kinder religiös korrekt ausbilden wollen, dann müssen wir Muslime dafür Eigenverantwortung übernehmen und auch entsprechend
finanzielle Voraussetzungen, beispielsweise mittels unserer Zakat, schaffen, damit dies Wirklichkeit wird.
Darüber hinaus ist die Politik gefordert, mittels einer selbstkritischen Nabelschau, ihre nicht selten Vorurteile, Unrecht und Gewalt befördernden politischen Entscheidungen und Partnerschaften
zu überprüfen. Radikales wie auch extremistisches Gedankengut kann man nicht durch Kriegen vernichten, wie ein Herr Obama es uns Glauben zu machen versucht. Dem Extremismus kann man nur seinen
Nährboden entziehen, wenn man die Werte für die man steht, auch konsequent vorlebt. Wir Muslime zeigen dies an diesem Freitag.
Islamische Zeitung: Lieber Mohammed Belal El-Mogaddedi, vielen Dank für das Gespräch.
Petition "Helfen wir den Christen im Irak!"
Liebe Freunde,
as-salaamu alaikum,
Der Gesandte sallal-laahu 'alaihi wa sallam sagte:
ألا من ظلم معاهدا، أو انتقصه، أو كلفه فوق طاقته،
أو أخذ منه شيئا بغير طيب نفس، فأنا حجيجه يوم القيامة) رواه أبو
داود)
Wer einem Vertragsverbündeten (Nichtmuslim im islamischen Land) Unrecht antut, ihn diskriminiert, ihm etwas auferlegt, was er nicht vermag oder ihm etwas ohne seine freiwillige Zustimmung wegnimmt, gegen diesen werde ich der Ankläger am Tage der Auferstehung sein. (überliefert von Abu-daawuud)
Soeben habe wir die Petition "Helfen wir den Christen im Irak!" an die UNO und an die Arabische Liga unterzeichnet.
Das Thema erscheint uns trotz unserer tiefen Trauer um Syrien und Gaza sehr wichtig, da die Vertreibung der irakischen Christen durch die terroristische ISIS gegen den Islam ist, gegen das Gewohnheitsrecht, gegen das internationale Recht, gegen die Menschlichkeit, einfach ein großes Unrecht gegen alles ist.
Da wir Doppelmoral verurteilen und für unseren Diin eintreten, müssen wir in diesem Moment ein Zeichen für die Gerechtigkeit im Namen des Islam setzen und laut sagen, dass wir dies bedingungslos
verurteilen und alles unterstützen, damit diese Menschen zu ihrem Recht kommen
Ich würde mich sehr freuen, wenn alle diese Petition unterstützen. Link zur Petition:
http://www.citizengo.org/de/9808-retten-wir-die-christen-im-irak?tc=ty&tcid=5559876
Wir wünschen euch alles Gute zum 'Iid! ALLAAH möge euer Fasten und eure Spenden annehmen.
wa 'alaikum-salaam
Amir Zaidan und DML e.V.
Ein Kommentar zu Hamed Abdel Samad von unserem Gastkommentator Mohammad Al-Faruqi
Nachdem das Hass predigende Dreigestirn Sarrazin, Kelek und Broder offensichtlich eine kleine Ruhepause eingelegt hat, und Pseudopolitiker wie Michael Stürzenberger kürzlich an der bayrischen Wahlurne gescheitert sind, lag das immer noch sehr attraktive Geschäftsfeld des Islamhasses brach. Aber nur für einen kurzen Moment.
Hamed Abdel Samad nutzt die Gunst des Moments, um die deutsche Öffentlichkeit an seiner nicht endend wollenden Selbstverachtung als Muslim teilhaben zu lassen. Der angeblich vom „Glauben zum Wissen“ konvertierte Samad prognostizierte vor drei Jahren den Untergang der islamischen Welt. Da diese zu seinem Leidwesen aber nicht untergegangen ist, legt er nun mit einem weiteren Machwerk in Buchform nach und identifiziert die jüngste abrahamitische Religion mit Faschismus.
Dabei ist es Samad, der Ängste schürt, gegen Minderheiten hetzt und Hass predigt. Mit dieser Botschaft tingelt er nun wieder einmal durch die Talkshows der Republik. Mittels einer immer noch obskuren Entführungsgeschichte hat er bereits im vergangenen Jahr den Boden für seinen Wiedereinstieg in das Mediengeschäft entsprechend vorbereitet. Einen dubiosen Mordaufruf bekam er geschenkt. Jetzt wähnt er sich endlich in der ersten Liga der Häretiker, doch das ist er mitnichten. Samad ist kein Ketzer. Samad ist ein Hetzer, der den klar definierten Tatbestand einer Volksverhetzung gemäß § 130 Absatz 1 des Strafgesetzbuchs erfüllt. Dort heißt es:
Wer in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören,
1. gegen eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmte Gruppe, gegen Teile der Bevölkerung oder gegen einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung zum Hass aufstachelt, zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen auffordert oder
2. die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er eine vorbezeichnete Gruppe, Teile der Bevölkerung oder einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.
In Deutschland darf man heute wieder gegen Minderheiten hetzen. Der Hetzer Sarrazin hat es vorgemacht. Er durfte sogar Sozialdemokrat bleiben. Samads anti-muslimische Ausfälle sind keine Kritik am Islam, sondern böswillige, verleumderische, verächtlich machende - und damit strafrelevante – Hasspredigten. Mit derartigen hetzerischen Tiraden lässt sich hier in Deutschland leider Geld verdienen.
Sein Geschwätz vom islamischen Faschismus ist, angesichts der Blutspur die Rechtsradikale nicht nur in unserem Land, sondern europaweit hinterlassen, lächerlich.
Samads dumme Versuche, den Islam zu interpretieren sind von einer bemerkenswerten Kläglichkeit, da der studierte Historiker Samad mit einer Geschichtsvergessenheit geschlagen ist, die einen sprachlos macht. Er blendet jegliches Denken im Kontext vollständig aus. Jeder auch nur halbwegs gebildete Islamologe wird seine wilden Konstruktionen und kruden Thesen zum Islam mit Leichtigkeit ad absurdum führen können.
Die gesellschaftliche Gerechtigkeit ist zentrale Botschaft des Qurans, das Buch von dem sich Muslime laut Samad innerlich lösen müssen. Doch Samad reduziert seinen scheuklappenartigen Blick auf einige wenige Passagen im Koran, die in einem spezifischen und engen zeitlichen Kontext stehen und glaubt damit alle Muslime zu Faschisten abstempeln zu können. Würde Herr Samad nur einmal seinen bornierten Blick in das vor Gewalt, Mord und Totschlag nur so strotzende Alte Testament werfen, dann müsste ihm eigentlich Angst und Bange werden. Dennoch, die zentrale Botschaft der Bibel ist die Nächstenliebe. Nur Dummköpfe haben die Gabe die Verbindung zwischen Text und Kontext derart zu ignorieren wie Samad es macht. Was bleibt eigentlich von den abrahamitischen Religionen übrig, wenn sich analog dazu Juden von der Thora und Christen von der Bibel lösen würden?
Aber natürlich sägt Samad nicht den Ast ab, auf dem er sitzt. Das Geschäft von Samad und Kohorten ist übelste Geschäftemacherei. Er weiß um die Verbundenheit der Gesellschaften Europas mit dem Christentum, deswegen wird er nicht auch nur ansatzweise seine ahistorische und unwissenschaftliche Methodik auf das Christentum anwenden, geschweige denn auf das Judentum. Er weiß um die Ängste vor dem immer noch Fremden, und er beutet diese schamlos aus. Er weiß, dass diese Ängste seine Kasse wunderbar klimpern lassen.
Samad ist kein Brückenbauer, er will die Schützengräben von gestern im Eigeninteresse vertiefen. Er profiliert sich auf dem Rücken einer Minderheit in Deutschland, er verrät die Religion seiner Väter, die nun samt und sonder zu Faschisten degradiert werden. Samad ist ein verlorener Sohn, der nicht versöhnen kann und nicht versöhnen will. Kann ein Sohn tiefer sinken?
Vor einigen Jahren hat Samad sich mit seinem Buch „vom Himmel verabschiedet“. Wahrscheinlich hatte sich der Himmel schon lange vorher von ihm verabschiedet. Nun ist es wirklich an der Zeit, dass die Öffentlichkeit, einschließlich der Medien, sich von ihm und seinesgleichen verabschieden. Unser öffentlicher Frieden wird gestört, wenn wir den Hasspredigern der Gegenwart, ob sie nun Sarrazin oder Samad heißen, Glauben schenken.
P.S.: Redet Samad letztendlich nicht einem amoralischen Totalitarismus das Wort, in dem er religiöse Überzeugungen aus dem öffentlichen Raum verbannen will? Samad hat sich bereits vor einem Jahr als Anhänger dieser ideologischen Verirrung entlarvt. Den Militärputsch in Ägypten kommentierte er mit den Worten: „Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen.“ Den muslimischen Opfern brutaler Unterdrückungsmaschinerien offeriert er nur seinen Hohn und Spott.
Die Schreckensnachrichten aus dem Irak, Afghanistan und auch aus anderen Ländern reißen nicht ab. Wir von der DML sagen auch mit Blick auf die sehr gelungene Karikatur: In der Tat! Vor wem verneigen sich "muslimische" Terroristen in ihrem Gebet und wonach richten Sie ihren inneren Kompass aus?
Zum Tode von Nelson Mandela
Bismillahi-Rahmani-Rahim
Mit dem Wochenanfang wurde auch der Jahreswechsel nach Islamischer Zeitrechnung vollzogen. Wir wünschen all unseren Freunden ein erfolgreiches und segensreiches Jahr 1435.
Möge unser Schöpfer unseren Mitmenschen Frieden und Zuversicht zuteil werden lassen, Krankheit, Leid und Not von Ihnen fernhalten, ganz besonders in Syrien, im Irak und in Afghanistan.
Allahumma Amin. Wasalaam
Deutsche Muslim Liga e.V.
عيد مبارك
Die Deutsche Muslim Liga wünscht allen Mitgliedern und Freunden
ein besinnliches und frohes Fest, عيد مبارك, Id al-Azha mubarak
und kurbani bayraminiz mübarek olsun.
Derjenige Pilger, der sich vor
Sonnenuntergang in Arafah
befindet, hat seine Hadsch
erfolgreich abgeschlossen,
denn ein Hadith des
Propheten (as) besagt:
„Hadsch ist Arafah“ (Hadith)
Mit freundlicher Genehmigung des stern
(ursprünglich erschienen in stern 44/2012)
und von Herrn Dieter Braun.
und zum bekannten Illustratator Dieter Braun.
Wir trauern um unsere Schwester Fatima Grimm
Ihr Lebensmotto lautete:
„Die Akzeptanz kommt irgendwann einfach, wenn man sich nicht verkriecht, sondern zeigt, wie sehr man seinen Glauben liebt.“
Mit großer Betroffenheit müssen wir bekannt geben, dass unsere liebe Schwester Fatima Grimm in der Nacht von Montag auf Dienstag verstorben ist. Auf diesem Weg möchten wir der Familie Grimm unser aufrichtiges Beileid aussprechen und unseres tief empfundenen Mitgefühls versichern. Als Muslime können wir nur dem Willen ALLAHS ergeben sein und Seinem Gebot entsprechend sagen:
"inna lilahi wa inna
ilaihi radschi'un"
Von unserem Propheten (Friede sei auf ihm) ist folgender Hadith überliefert:
Anas Ibn Malik, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: „Wir traten mit dem Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, beim Schmied Abu Saif, dem Pflegevater des Ibrahim, Allahs Heil auf ihm, ein.
Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, nahm Ibrahim zu sich auf, küsste ihn und atmete seinen Geruch ein. Später traten wir nochmal bei ihm ein, als Ibrahim im Sterben lag und seine letzten Atemzüge aufgab. Da begannen die Tränen des Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, zu fließen. `Abdur-Rahman Ibn `Auf, Allahs Wohlgefallen auf ihm, sagte dann zu ihm: „Weinst du auch, o Gesandter Allahs?“ Der Prophet erwiderte: „O Ibn `Auf, das gehört zur Barmherzigkeit!“ Bei einer weiteren Träne fuhr der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, fort: „Wahrlich, das Auge tränt, das Herz trauert und wir sprechen nur Worte, die unserem Herrn wohlgefällig sind. O Ibrahim, wir sind wahrlich bei deinem Abschied von Traurigkeit erfüllt!“
Unsere Worte können den Schmerz und das Gefühl des immensen Verlustes nicht mindern. Aus diesem Grund beten wir zu ALLAH dem Gnädigen, dass ER der Familie Grimm die Kraft gibt, diese Zeit des Schmerzes in Würde und im Vertrauen auf die Barmherzigkeit unseres Schöpfers zu ertragen.
Vor einiger Zeit war in einer deutschen Zeitung eine Traueranzeige zu lesen, die der Verstorbene wohl selbst verfasst hatte. Unter seinem Namen und dem Vermerk des Todesdatums stand der prägnante Satz:
„Ich bin umgezogen“
Wir alle wissen, dass wir eines Tages „umziehen“ werden. Wohl denen, die dieses wie unsere Schwester in Ergebenheit in ALLAH getan haben.
Unsere Schwester Fatima war Leitfigur für viele Muslime in Deutschland. Sie hat mit beeindruckenden, unermüdlichen Engagement für die Muslimische Gemeinschaft gewirkt, und das Muslimische Leben zusammen mit ihrem lieben Mann, den im Jahr 2009 verstorbenen und unvergesslichen Abdul-Karim Grimm entscheidend mitgestaltet. Sie hat dies getan, damit die Folgegenerationen von Muslimen auch in Zukunft in sicherer und friedlicher Nachbarschaft in Deutschland und Europa leben können.
Ihr Lebensmotto lautete:
„Die Akzeptanz kommt irgendwann einfach, wenn man sich nicht verkriecht, sondern zeigt, wie sehr man seinen Glauben liebt.“
Schwester Fatima hat sich nicht verkrochen, selbst wenn ihr der Wind der Ablehnung noch so heftig ins Gesicht blies. Sie war ein lebendiger Beweis dafür, dass Muslime und Islam ganz selbstverständlich zu Deutschland und Europa gehören und Teil der Gesellschaft sind. Den interreligiösen Dialog hat sie selbstbewusst, vorbildhaft und souverän geführt, zu Land und zu Wasser, aufbauend auf einem Fundament des Wissens und einer tief empfundenen Überzeugung.
Möge ALLAH uns rechtleiten, und die Arbeit weiterführen, die unsere Schwester Fatima Grimm uns jetzt hinterlassen und damit anvertraut hat.
Möge ALLAH ihr einen Platz im Jannat-e-Firdows gewähren und ihr Seine Gnade, auf die wir alle hoffen, erweisen. Allahumma Ameen.
DML e.V.
07.05.2013
An dieser Stelle möchten wir auf ein Interview verweisen, dass Schwester Fatima Grimm im Jahr 2010 der IZ gegeben hat: http://islamische-zeitung.de/?id=13585
Weitere Artikel zum Tode von Schwester Fatima Grimm
Ein bewegtes Leben - Veteranin des Islam in Deutschland: Fatima Grimm ist verstorben: http://www.islamische-zeitung.de/?id=16740
"Als Mensch zum Vorbild für viele andere - Zum Tode von Fatima Grimm": http://www.islam.de/22264
Peer Steinbrück spricht sich für eine Scharia-konforme Finanzpolitik aus! Haben Muslime das aktuelle SPD-Parteiprogramm mitverfasst? (April 2013)
Auf dem außerordentlichen SPD-Bundesparteitag am 14. April 2013 in Augsburg hat der Kanzlerkandidat der SPD Peer Steinbrück eine programmatische Rede gehalten. In dieser Rede definiert er die Ausrichtung sozialdemokratischer Politik für Deutschland und hält u.a. fest:
„Das ist der Grund, warum eine von mir geführte rot-grüne Bundesregierung dafür sein wird, dass einige Bankgeschäfte verboten werden, zum Beispiel ungedeckte Leerverkäufe, zum Beispiel der Handel mit Derivaten, die nicht realwirtschaftlich unterlegt sind, und zum Beispiel die Spekulation mit Nahrungsmitteln. Das ist sozialdemokratische Politik, mit der wir uns unterscheiden.“
Die DML sagt: Das ist eine erfreuliche und Scharia-konforme Finanzpolitik.
Eine Scharia-konforme Finanzpolitik zeichnet sich neben dem Zinsverbot dadurch aus, dass nur mit dem das was real existiert gehandelt werden darf, und dass man nur mit den Dingen handeln treiben kann, die man tatsächlich besitzt. Damit sind Leerverkäufe und der Handel mit den oben definierten Derivaten nicht Islam-konform. Auch der spekulative Handel mit Nahrungsmitteln ist nicht Islam-konform. Spekulation besitzt den Charakter eines Glücksspiels, und ist aus diesem Grund verboten.
Die Delegierten der Parteiversammlung haben sich des weiteren gegen eine Privatisierung der Wasserversorgung ausgesprochen haben. In einem Hadith des Propheten heißt es dazu:
„Die Muslime/Menschen sind Teilhaber in drei Dingen: im Wasser, Weideland und Feuer (Brennstoff)” [Quelle: Ibn Majaah].
Aus diesem Hadith leiten Islamologen ab, dass Wasser ein Gemeingut darstellt, dass nicht privatisiert werden darf.
Wir bei der DML freuen uns sehr, dass die SPD sich für eine in Teilen Scharia-konforme Finanzpolitik und Wasserpolitik ausgesprochen hat, auch wenn sie dieses wahrscheinlich nicht weiß.
DML widerspricht Innenminister Friedrich: Verunglimpfung islamologischer Fachtermini beenden! (März 2013)
Die DML nimmt das aktuelle Vorgehen des deutschen Innenministers gegen die beiden Vereinigungen „DawaFFM“ und „An-Nussrah“ zum Anlass, um in diesem Zusammenhang der negativen Belegung des Begriffes Schari’ah durch Herrn Friedrich energisch zu widersprechen.
Herr Friedrich lässt die Öffentlichkeit wissen, dass die genannten Vereine verboten worden sind, weil sie die Demokratie durch ein salafistisches System und den Rechtsstaat durch die Scharia ersetzen wollen. Nun mag man zu den Aktivitäten mancher Muslime stehen wie man will, und auch die DML hat eine kritische Position zum so genannten „Salafismus“ eingenommen (Was ist Salafismus - http://www.muslim-liga.de/islamische-terminologie/).
Aber die populistische Verunglimpfung islamischer Fachtermini verunsichert unsere nicht-muslimischen Mitbürger. Sie kurbelt nicht nur die Ablehnung von Islam und Muslimen immer wieder an, sie fördert darüber hinaus die Spaltung unserer multikonfessionellen Gesellschaft.
Aus diesem Grund möchten wir an dieser Stelle dem an fundierten Fachwissen Interessierten darlegen, was Schari’ah im islamologisch korrekten Sinn bedeutet:
Linguistisch bezeichnet Schari’ah den ebenen, ungehinderten Weg zur Quelle oder zur Tränke.
Islamologisch bezeichnet Schari’ah die Gesamtheit der Gebote des Islam.
Für all diejenigen, die auch nach dieser präzisen Erklärung noch immer nicht von ihrer vorurteilsbehafteten Interpretation des Begriffes lassen können, baut vielleicht die nachfolgende Feststellung des wissenschaftliche Dienstes des Deutschen Bundestages zum Thema "Schari’ah" Bedrohungsgefühle ab. Der wissenschaftliche Dienst stellt folgendes fest:
"Die religiösen Vorschriften der Scharia genießen den Schutz der Religionsfreiheit des Grundgesetzes nach Art. 4 GG."
Noch Fragen? Die DML empfiehlt IM Friedrich gelegentlich den wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestages in Anspruch zu nehmen, bevor er religiöse Fachtermini und damit eine gesamte Religionsgemeinschaft - gedankenlos - kriminalisiert.
Betrachtung: Filmverbote für Hassfilme? (25. September 2012)
In diesen Tagen wird in Deutschland heftig darüber diskutiert, ob die öffentliche Aufführung des islamfeindlichen und manipulativen Hassfilm „Innocence of Muslims“ verboten werden soll. Eine große Anzahl der Gegner eines derartigen Verbots verweisen auf die Kunst- und Meinungsfreiheit, die sie absolut setzen. Manche unter ihnen gehen soweit und postulieren, dass ein Verbot des Films eine Kapitulation des freiheitlichen deutschen Rechtsstaates vor Muslimen darstellt; dies ist natürlich vollkommen absurd.
Abgesehen davon, dass man angesichts des Filmes eher von einer Beleidigungsfreiheit - die sich in einer aberwitzigen Weise des Mantels der Meinungsfreiheit bedient - sprechen müsste, stellen wir uns doch einmal folgende Frage: Ist die Kunst- und Meinungsfreiheit
über den aktuellen muslimischen Kontext hinaus wirklich so unumstritten wie immer wieder behauptet wird?
Jenseits aller Aufregung, die die gegenwärtige Verbotsdiskussion begleitet, ist es angebracht in diesem Zusammenhang auf zwei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit zu verweisen, die zur Versachlichung der derzeitigen Debatte einen wertvollen Beitrag leisten können. (...)
Video: Die Unschuld der Muslime - Die wahre Version
"Feindbild Islam: 10 Thesen gegen den Hass"
für deutsch: http://www.youtube.com/watch?v=Fh7NkooQUIk&feature=relmfu
für arabisch: http://www.youtube.com/watch?v=RLtBpaRNloA
für englisch: https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=pZnBObSkH6I
Stellungnahme: Deutsche Muslim Liga e.V. (DML) 17. September 2012:
Die DML ruft Muslime und Nicht-Muslime in Deutschland dazu auf gegen Rassismus und Chauvinismus eine gemeinsame Allianz der Vernunft zu bilden.
Ein dilettantisch gemachter Schmähfilm, der ein kaum beachtetes Dasein im Internet fristete, macht zwei Tage vor dem 11. September auf einen Schlag die Runde und löst bei einigen, wenigen Muslimen eine gewalttätige Reaktion aus. Bislang sind der US-amerikanische Botschafter in Libyen, sowie drei seiner Begleiter dem kriminellen Wahn der „Filmmacher“ und Demonstranten zum Opfer gefallen. Im Jemen, Ägypten, Sudan und anderen muslimischen Ländern gibt es bei Demonstrationen Tote und Dutzende Verletzte.
Hassprediger wie der amerikanische Pastor Terry Jones, aber auch die aus den USA - und in ihrer Kirche höchst umstrittenen – agitierenden, ägyptischen koptischen Christen Morris Sadek, Joseph Nasrallah, Zakaria Botros Henein und ihre Helfershelfer ernennen sich selbst zu Vorkämpfern für ihr Verständnis von Meinungsfreiheit, die sie als Freiheit zur Beleidigung missbrauchen.
Der Sprecher der „Deutsche Muslim Liga e.V.“ stellt fest: „Das Ansehen des Islams kann durch die verwerflichen Handlungen von brandschatzenden Demonstranten niemals befördert werden. Kriminelle Demonstranten katapultieren talentfreie Trashfilmer ins Scheinwerferlicht und verleihen durchgeknallten Pastoren und Brandstiftern Ansehen. Brandschatzung, Mord und Terrorismus bleiben mit dem Islam unvereinbar, anders ist die quranische Botschaft des 9. Verses der fünften Sure, „...und seid Zeugen in gerechter Weise; die Abneigung einer Gemeinschaft gegenüber, darf euch nicht dazu veranlassen, ungerecht zu sein!“ nicht zu interpretieren!“
Stichwort: Was ist eine Fatwa?
Eine „Fatwa“ als terminus technicus ist eine Antwort mit dem Charakter einer Handlungsempfehlung auf eine spezifische Frage im islamischen Kontext. Sie hat keinen verbindlichen Charakter, außer
für die fatwa-erteilende Person. Eine „Fatwa“ stellt kein gerichtliches Urteil dar.
(Weiter in den PDFs)
.