Pressespiegel
Interviews mit Mitgliedern der DML u.a.
09.02.2015 Die Deutsche Muslim-Liga feierte am 8. Februar ihr 60-jähriges Jubiläum. Ein Gespräch mit dem Vorsitzenden, Mohammed Belal El-Mogaddedi
„Eine besondere Verantwortung für den Islam“
(iz). Am 8. Februar feierte die Deutsche Muslim Liga e.V. (DML) ihr 60-jähriges Bestehen. Als älteste bestehende muslimische Einrichtung in Deutschland kann die DML als Beweis dafür gelten, dass der Islam schon lange zu Deutschland gehört. Lange war sie wegweisend bei der Selbstorganisation der hiesigen Community und spielte eine wichtige Rolle bei der Ausprägung einer einheimischen muslimischen Identität. Der Verein ist unter anderem auch dem Lebenswerk von Muslimen der ersten Stunde wie Fatima Grimm oder Mohammed Aman Hobohm verpflichtet. Anlässlich der gut besuchten Feierstunde in Hamburg sprach die IZ mit ihrem Vorsitzenden, Mohammed Belal El-Mogaddedi.
Das ganze Interview gibt es hier: http://www.islamische-zeitung.de/?id=18796#sthash.DYDzWnNb.dpuf
Muslim-Liga feiert Jubiläum – mit Bekenntnis zu Deutschland
08.02.2015 | Hamburg. Die Muslime in Deutschland bekennen sich zur Bundesrepublik. Das sagte der Vorsitzende der Hamburger Schura zur Feier des 60.Jubiläums der Deutschen Muslim Liga.
Ganzer Artikel: https://www.nordkirche.de/nachrichten/nachrichten/detail/muslim-liga-feiert-jubilaeum-mit-bekenntnis-zu-deutschland.html
18.09.2014 Islamische Zeitung Interview:
DML stellv. Vorsitzender Mohammed Belal El-Mogaddedi reflektiert über Extremismus und Distanzierungsversuche
„Die Diskussion wird verengt geführt“
„Viel wichtiger ist jedoch, wie wir Muslime in der Zukunft als integraler Teil Deutschlands nach innen und in Kooperation mit unseren Partnern in der Politik nach außen
den Herausforderungen der unterschiedlichen Facetten des Extremismus begegnen.“
(iz). Morgen, den 19. September, findet eine bundesweite Aktion der muslimischen Mehrheitsverbände statt, auf der unzählige Gemeinden Stellung gegen Extremismus und Radikalismus seitens von
Muslimen beziehen werden. Neben vielen Moscheen finden in acht Schwerpunnktorten auch Kundgebungen mit hochrangigen öffentlichen Vertretern statt.
Hierzu sprachen wir mit Mohammed Belal El-Mogaddedi, dem Vorsitzenden der Deutschen Muslim Liga e.v. Der traditionsreiche Verein ist die älteste muslimische Vereinigung Deutschlands. Als Mitglied
des Zentralrats der Muslime in Deutschland e.V. begrüßt seine Einrichtung die Aktion. El-Mogaddedi sieht aber Bedarf für wesentlich langfristigere und nachhaltigere Maßnahme und Projekte.
Islamische Zeitung: Lieber Belal El-Mogaddedi, wie haben Sie und Ihr traditionsreicher Verein die Diskussion um die Frage nach Radikalisierung und Extremismus wahrgenommen?
Mohammed Belal El-Mogaddedi: Die DML ist ja aufgrund ihrer Gründung im Jahr 1952 die älteste Vereinigung von Muslimen in Deutschland und hat so ziemlich alle Höhen und
Tiefen des interreligiösen Lebens hierzulande miterlebt.
Die Diskussion in der Öffentlichkeit über Radikalisierung und Extremismus wird verengt geführt und leider ausschließlich auf die hier lebenden deutschen Muslime reduziert. Doch dieses Phänomen
ist eine gesamtgesellschaftliche Problematik, die nicht exklusiv auf eine bestimmte religiöse Gruppe projiziert werden darf, wie die jahrelange Mord- und Verbrechensserie der rassistisch,
fremdenfeindlich und faschistoid ausgerichteten NSU belegt.
In jeder Gesellschaft gibt es einen kleinen Teil von Menschen mit einer Neigung zu einfachen Antworten auf komplexe Probleme und daraus resultierender Radikalisierung. Die Resultate der letzten
Europawahlen belegen dies, wie auch die Resultate der Landtagswahlen in Thüringen, Brandenburg und Sachsen. Heute verbirgt sich rechtsradikales Gedankengut längst nicht mehr nur unter einer
Glatze sondern auch schon einmal hinter einem Professorentitel.
Aktuell ist man schnell dabei Verbote gegen muslimische Extremisten auszusprechen, oder gar Kriege gegen diese zu führen. Beide Vorgehensweisen werden meines Erachtens mittel- und langfristig
nicht die gewünschten Ergebnisse produzieren, da man sich nicht mit den Ursachen der Radikalisierung auseinandersetzt.
Betrachten wir den sehr kleinen Anteil junger Muslime, die sich heute zu Dutzenden, auch aus Deutschland, im Grunde anti-islamischen Terror-Organisationen anschließen. Das sind zum größten Teil
junge Männer, die zunächst von einer idealisierten Vorstellung grenzenloser Gerechtigkeit ergriffen sind, und einer aus ihrer Sicht um sich greifenden Ungerechtigkeit Einhalt gebieten wollen,
lokal wie auch global, mit legalen wie auch illegalen und verbrecherischen Mitteln.
Auf die Motivationen und Gefühlslagen dieser jungen Menschen müssen wir als Gesellschaft Antworten finden, wenn wir diese jungen Menschen nicht aufgeben und wieder für uns gewinnen wollen. Das
ist aber ein langer und mühsamer Prozess, den wir nur gesamtgesellschaftlich als Christen, Muslime, Juden, Buddhisten, Hindus, Agnostiker oder Atheisten schaffen können. Ignorante
Schuldzuweisungen von außen, die vier Millionen Muslime in Sippenhaft für einige Wenige nehmen, befördern den anti-muslimischen Rassismus und helfen da überhaupt nicht weiter.
Die Erklärung eines „Krieges gegen Extremismus“ ist so ziemlich das Dümmste was man machen kann, schließlich hat der „Krieg gegen den Terror“ gegen Bin Laden und Kohorten erstens keinen Erfolg
gehabt und zweitens erst maßgeblich zur heutigen Situation geführt. Warum soll dieselbe fehlerhafte Strategie nun zum Beispiel gegen die Herrn Baghdadi und Kohorten funktionieren?
Islamische Zeitung: Wie wirkt die Aktion „Aufstehen …“ auf Sie? Ein sinnvoller Ansatz?
Mohammed Belal El-Mogaddedi: Diese Aktion ist nicht nur Ausdruck eines neuen muslimischen Selbstbewusstseins, sondern auch Ausdruck der Verantwortung des Muslim vor dem
Schöpfer, nämlich der Aufforderung Folge zu leisten: das Gute zu gebieten und das Schlechte abzulehnen. Und sie verfolgt aus meiner Sicht zwei Ziele: Ich bin damit vollkommen einverstanden, dass
unsere Moscheegemeinschaften in diese Aktion einbezogen sind, schließlich findet religiöses Leben nicht in einem Kaffeehaus statt. Durch die Einbeziehung der Moscheegemeinschaften in Deutschland
wird ein deutliches Signal in die Muslimischen Gemeinschaften hinein gesendet, dass der kriminelle Extremismus einiger weniger Muslime, nicht durch den Islam legitimiert werden kann. Und dass es
in der Verantwortung aller hier lebenden Muslime liegt, dem Missbrauch und der Instrumentalisierung des Islam die Stirn zu bieten.
Wir leben in einer nichtmuslimischen Mehrheitsgesellschaft, und wir leben in einer Zeit, in der starke Zeichen gesetzt werden müssen, damit das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher
Orientierung gelingen kann. Wir können uns nur des gegenseitigen Friedens versichern, wenn wir das auch hin und wieder klar und deutlich sagen.
Wir Muslime lernen von Kindesbeinen an, den Friedensgruß „Salaam“ auszusprechen. Ja, wir sind religiös dazu verpflichtet, diesen bei jeder Gelegenheit zumindest zu erwidern, wenn nicht sogar ihn
in seiner Qualität zu übertreffen, und das kann mit dieser Aktion des KRM durchaus gelingen. Mit dieser Aktion rufen Muslime „SALAAM“ in die Mehrheitsgesellschaft hinein. Kann es etwas
sinnvolleres geben, als einen Friedensgruß aufrichtig und ernsthaft auszusprechen?
Mit dieser Aktion setzen wir ein Zeichen des Friedens in die Mehrheitsgesellschaft hinein, sie ist unsere Lichterkette! Ich hoffe und erwarte, dass unsere Mitbürger in Deutschland das auch so
wahrnehmen, und sich von den verabscheuungswürdigen rechtsradikalen Extremisten, fremdenfeindlichen Hasspredigern und unsäglichen Schreibtischtätern in der Mehrheitsgesellschaft demonstrativ
abwenden, die den Muslimen bei jeder Initiative Täuschungsmanöver unterstellen. Wir Muslime wenden uns mit dieser Aktion demonstrativ ab von den wenigen Extremisten unter uns. Daran können sich
andere sehr gern ein Beispiel nehmen!
Islamische Zeitung: Nimmt die DML selbst teil?
Mohammed Belal El-Mogaddedi: Die DML ist Gründungsmitglied des Zentralrats der Muslime und begrüßt diese Aktion ausdrücklich. Mitglieder der DML haben zum Beispiel in
Hannover mit anderen Geschwistern vor mehr als zwei Jahren den Moscheenbund Hannover gegründet. Dieser Moscheenbund hat eine Presseerklärung herausgegeben, die diese Aktion unterstützt. Da unsere
Mitglieder bundesweit verstreut leben, unterstützen sie in ihren lokalen Moscheegemeinschaften diese Aktion.
Islamische Zeitung: Parallel sowie im Vorfeld wurde von einigen Muslimen auch Kritik laut an einer „Distanzierungswelle“. Müssen sich Muslime, die sich als deutsche Muslime begreifen
und gesetzestreu sind, trotzdem auf diese Weise distanzieren?
Mohammed Belal El-Mogaddedi: Auch ich bin kein großer Freund von Distanzierungsorgien, denn wir Muslime sollten uns nicht jeden Schuh anziehen lassen. Als Muslim muss ich
nicht für jeden Mist, den andere „Muslime“ irgendwo auf der Welt anrichten, gerade stehen. Niemand darf Muslime aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit für irgendwelche Verbrechen, die angeblich im
Namen des Islam begangen werden, in Haftung nehmen. Was für die Beurteilung von Verfehlungen von Christen und Juden gilt, gilt für Muslime gleichermaßen.
Für mich als Muslim ist es eine Selbstverständlichkeit, dass ich mich an das Recht und die Ordnung des Landes halte, in dem ich lebe, und ich weiß, dass die überwältigende Mehrheit meiner
Muslimischen Geschwister genauso denkt und sich auch so verhält. Diese selbstverständliche Gesetzestreue kann auch ab und an öffentlich demonstriert werden. Warum nicht.
„Zutiefst anti-islamisch ausgerichtet“
Viel wichtiger ist jedoch, wie wir Muslime in der Zukunft als integraler Teil Deutschlands nach innen und in Kooperation mit unseren Partnern in der Politik nach außen den
Herausforderungen der unterschiedlichen Facetten des Extremismus begegnen. Am kommenden Freitagmittag stehen wir zwar für alle sichtbar auf, aber am Samstagmorgen sollten wir wissen in welche
Richtung wir weitergehen wollen! Wenn es uns Muslimen mit dieser Aktion gelingt, mehr Muslime dazu zu motivieren sich für die Gesellschaft in der sie leben zu engagieren, dann haben wir bereits
viel erreicht.
Und lassen Sie mich bitte noch ein Wort zu den Verbänden sagen: Ich weiß, dass einige Muslime ein distanziertes Verhältnis zu den Muslimischen Verbänden haben, weil sie das Gefühl haben, von
diesen nicht mitgenommen zu werden;es herrscht so eine Art von Verbandsverdrossenheit. Doch diejenigen, die sich ehrenamtlich engagieren, für die Belange der Muslime einsetzen und nicht selten zu
Lasten ihres Privatlebens in den Verbänden aufreiben, sind auch nur Menschen, die auch Fehler machen.
Ich weiß aber aus Erfahrung, dass man mit konstruktiver Kritik und mit guten Ideen auch in den Verbänden auf Menschen mit offenen Ohren stößt. Die Verbände haben mit dieser aus meiner Sicht guten
Aktion den Muslimen in den Moscheen die Hand ausgestreckt. Jetzt liegt es an jedem einzelnen von uns, diese Hand zu ergreifen und nicht mehr loszulassen, damit wir gemeinsam unsere Zukunft in
diesem Land konstruktiv gestalten können.
Islamische Zeitung: Jenseits der Symbolpolitik, was wären Ihrer Meinung nach die besten Maßnahmen gegen Gewalt und Extremismus?
Eine für mich zentrale Lehre aus den Entwicklungen der letzten Jahre ist, dass wir das Potential, dass sich durch unsere Moscheen, Kulturzentren und Madrassahs bietet, viel stärker im islamischen
Eigeninteresse nutzen müssen. Es muss aber auch endlich Schluss damit sein, diese Einrichtungen durch die Politik oder Medien fortwährend pauschal zu dämonisieren.
Wir können der Krankheit des Extremismus nur mit der Vermittlung von solidem, islamologisch fundierten Wissen begegnen. Lehrstühle an den Universitäten mögen wichtig sein, doch die wenigen
fehlgeleiteten Extremisten in unseren Reihen, haben ihre Radikalisierung nicht im akademischen Zirkel erfahren, sondern auf der Straße, wo sie von kriminellen Rattenfängern abgefangen worden
sind.
Im Bereich Bildung sind wir Muslime besonders gefordert, nicht ständig auf den Staat zu warten, sondern selbst Initiative zu ergreifen, und uns zum Beispiel der großartigen Tradition des
Islamischen „Waqf“-Stiftungswesen zu erinnern. Wenn wir unsere Kinder religiös korrekt ausbilden wollen, dann müssen wir Muslime dafür Eigenverantwortung übernehmen und auch entsprechend
finanzielle Voraussetzungen, beispielsweise mittels unserer Zakat, schaffen, damit dies Wirklichkeit wird.
Darüber hinaus ist die Politik gefordert, mittels einer selbstkritischen Nabelschau, ihre nicht selten Vorurteile, Unrecht und Gewalt befördernden politischen Entscheidungen und Partnerschaften
zu überprüfen. Radikales wie auch extremistisches Gedankengut kann man nicht durch Kriegen vernichten, wie ein Herr Obama es uns Glauben zu machen versucht. Dem Extremismus kann man nur seinen
Nährboden entziehen, wenn man die Werte für die man steht, auch konsequent vorlebt. Wir Muslime zeigen dies an diesem Freitag.
Islamische Zeitung: Lieber Mohammed Belal El-Mogaddedi, vielen Dank für das Gespräch.
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